Die „Küken“ unter sich

In der Kita Spatzennest gibt es eine Nestgruppe nur für Zweijährige.

Kempen. Wenn junge Spatzen fliegen lernen, verlassen sie ihr Nest, wollen auch mal was alleine schaffen, toben gern und machen Krach. Küken hingegen bleiben lieber noch eine Weile unter sich und sammeln ihre ersten Erfahrungen im geschützten Nest.

Der städtische Kindergarten Spatzennest hat sich ein Beispiel daran genommen. Zwölf Zweijährige besuchen dort die Nestgruppe. Diese U-3-Betreuung wurde eingerichtet, um die Jüngsten langsam auf das lebhafte Treiben bei den älteren Kindern vorzubereiten. Und ihnen das Maß an Aufmerksamkeit zu schenken, das sie in diesem Alter brauchen.

Anders als in den sogenannten Standard-Gruppen kümmern sich statt zwei vier Erzieherinnen um die Sprösslinge. „Neue Belegschaft mussten wir dafür nicht einstellen“, erklärt Leiterin Angelika Hüskes. „Wir haben lediglich die Einsatzpläne anders strukturiert.“

Die Idee für die Nestgruppe entstand 2007, schon ein Jahr bevor Bund, Länder und Kommunen den Ausbau von Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren beschlossen. Entgegen der Vorgabe des Landschaftsverbands Rheinland, gemischte Gruppen einzurichten, entwickelten die Kempener Erzieherinnen das neue Konzept „Die Bildungsuhr der Zweijährigen“. Durch die Unterstützung von Jugendamtsleiterin Heike Badberg wurde diese Theorie im Spatzennest zur Praxis.

„Zweijährige brauchen einen besonderen Fokus. Dazu gehören die Beachtung von individuellen Bedürfnissen, emotionale Zuwendung und die Sprachförderung“, so Hüskes. „Außerdem unterscheidet sich ihr Tagesablauf von dem der über dreijährigen Kinder. Um 12 Uhr, wenn in den anderen Gruppen ein Gesprächskreis beginnt, wird in der Nestgruppe eine Entspannungsphase eingeläutet.“

Das ist nicht der einzige Unterschied zur herkömmlichen Einrichtung: Die Möbel sind niedriger und für Kleinen damit einfacher zu überblicken. „Sie haben so die Erzieherinnen immer im Auge und fühlen sich sicher.“ Auch Elterngespräche finden in der Nestgruppe häufiger statt.

„Die Kinder sind während des Entwicklungsprozesses unter ihresgleichen und lernen von einander, von Gleichaltrigen. Die geistige und körperliche Spanne zwischen Zwei- und Sechsjährigen finden wir für einen Nachahmungsprozess recht groß“, sagt Hüskes.

Mit dieser Regelung soll außerdem vermieden werden, dass die über Dreijährigen an Aufmerksamkeit einbüßen. Rumtoben ist für sie weiterhin erlaubt: „Unsere Vorschulkinder sollen in ihren Freiheiten nicht eingeschränkt werden“, so Hüskes.

Um die Nestgruppe nicht von den anderen zu isolieren, befindet sie sich im Hauptteil des Gebäudes — umgeben von den Räumen der Älteren. „Anknüpfungspunkte gibt es zudem beim gemeinsamen Essen oder Spielen auf dem Außengelände sowie bei Werkstätten oder Projekten“, sagt Hüskes.

„Wir sind immer wieder erstaunt, wie problemlos der Übergang nach einem Jahr in eine andere Gruppe funktioniert“, ergänzt Erzieherin Doro Leenen. „Die Kinder gewinnen in ihrer Nestgruppe-Zeit an Selbstbewusstsein.“

„Mit diesem positiven Resümee wollen wir nun auch den Landschaftsverband von unserer Arbeit überzeugen“, so Leiterin Angelika Hüskes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort