Eggerscheidter kämpfen jetzt um ihren Kindergarten

Gegen die Schließungspläne regt sich ein breiter Widerstand – auch von Parteien.

Eggerscheidt. Eigentlich ist das kleine und überschaubare Eggerscheidt ein Hort der Ruhe und des Friedens. Doch seit Anfang der Woche kocht und brodelt es im zweitkleinsten Stadtteil gewaltig: Die katholische Kirche hatte ihre Pläne bekannt gegeben, den Eggerscheidter Kindergarten zu schließen und die beiden Gruppen in den in Hösel neu geplanten Kindergarten zu integrieren.

Seitdem herrscht nicht nur in der Elternschaft der Kindergartenkinder Aufregung und Empörung. Auch im Kindergarten selbst ist man über die Informationspolitik der Kirchengemeinde nicht gerade begeistert.

Markus Schmieder vom Elternrat ist spontan zurückgetreten. "Wir sind belogen worden." Im Vorfeld habe es sich immer nur um die Frage gedreht: Renovierung oder Anbau? "Es war nie die Rede davon, dass wir mit Hösel konkurrieren."

Auch eine Schließung habe nie zur Debatte gestanden. Aus allen Wolken gefallen sind auch Leiterin Ellinore Martin und ihre Mitarbeiterinnen, die erst aus der Zeitung von den Schließungsplänen erfahren haben. Viele andere Gemeindemitglieder fühlen sich ebenso übergangen, sagt Schmieder.

Im Dorf selbst machen jetzt die politischen Parteien mobil. Die Bürger Union zog als erstes in den Kampf für den Eggerscheidter Kindergarten, inzwischen ist auch die bürgerliche Zentrums-Partei aktiv.

Seit Donnerstag hängt Schmieder, der auch Vorsitzender des Zentrum-Ortsverbandes ist, im Stadtteil und in Hösel Schilder und Plakate auf, mit denen um Unterstützung geworben wird. Seit einem Tag ist auch eine Internetseite freigeschaltet, auf der pro und contra Schließung abgestimmt werden kann (www.rettet-kiga-eggerscheidt.de). Bis Donnerstagnachmittag gingen schon knapp 100 Meldungen ein - erwartungsgemäß mit klarer Mehrheit gegen eine Schließung.

Das gemeinsame Anliegen lässt übrigens Bürger Union und Zentrum an einem Strang ziehen. Schmieder hat schon Kontakt zu BU-Ratsfrau Angela Diehl aufgenommen, die Unterschriften gegen die drohende Schließung sammeln will. Die Listen sollen dem Erzbistum und dem Bürgermeister übergeben werden. Geplant wird auch ein öffentliches Gespräch mit diesen.

Besonderen Gesprächsbedarf hat jetzt auch Bürgermeister Harald Birkenkamp. Der Verwaltungschef ist verärgert darüber, dass er ebenfalls erst aus der Zeitung erfahren hatte, dass sein Jugendamt intensiv in die Neubau- und Schließungspläne eingebunden war und sie befürwortet.

Besonders pikant: Auch der zuständige Fachdezernent Rolf Steuwe hat seinen Chef offenbar nicht über die Vorgänge informiert. Inzwischen wird offen darüber spekuliert, dass Steuwe, Stadtverbandsvorsitzender der CDU, Birkenkamp im Wahljahr bewusst auflaufen ließ. Schließlich ist Eggerscheidt die Hochburg der Bürger Union. Birkenkamp: "Da kann man viel vermuten." Steuwe war für eine Stellungnahme am Donnerstag nicht erreichbar.

Die Standpauke im Rathaus soll entsprechend ausgefallen sein. "Natürlich ärgert mich so etwas maßlos", sagte Birkenkamp der WZ. Noch sei aber in der Sache nichts endgültig entschieden. "Das ist noch Luft drin." Der Bürgermeister kritisierte zugleich die Führung der Kirchengemeinde: "So kann man nicht mit Gemeindemitgliedern umgehen."

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