Wülfrath: Neue Freunde in der Ukraine

Zwangsarbeiterinnen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Riss durchs Leben“.

Wülfrath. "Diese Ausstellung ist ein weiteres Mahnmal an den Nationalsozialismus. Schon beim ersten kurzen Besichtigen der Ausstellung war ich zutiefst erschüttert. Die Schicksale der zehn Frauen haben mich tief bewegt."

Die Eindrücke, die Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff bei ihrer Eröffnungsrede der Ausstellung "Riss durchs Leben" schilderte, konnten wohl auch die übrigen rund 30 Besucher nachvollziehen.

Im Foyer des Rathauses werden seit dieser Woche zehn Schicksale von ehemaligen ukrainischen Zwangsarbeiterinnen gezeigt, die während der NS-Zeit nach Deutschland verschleppt wurden.

Eine dreiköpfige Gruppe um die beiden Mitarbeiterinnen des Landesverbandes Rheinland, Bettina Bouresh, Irina Jastreb und Fotografin Nicole Pientka, waren im Jahr 2007 für acht Tage in der Ukraine, um mit den Zeitzeuginnen von damals persönlich zu sprechen.

"Wir waren sehr aufgeregt. Wir wussten ja nicht, wie der erste Besuch aus Deutschland seit dem Weltkrieg empfangen wird", berichtet Bouresh. Innerhalb von acht Tagen legten die drei Projektmitarbeiterinnen eine Strecke von über 2.000 Kilometern quer durch die Ukraine zurück und besuchten die zehn Damen in zehn verschiedenen Orten, die zum Teil nicht einmal elektrischen Strom oder fließendes Wasser zur Verfügung hatten.

"Es war eine tolle und beeindruckende Erfahrung, die sich mehr als gelohnt hat", sagt Bouresh, "denn wir sind überall herzlich empfangen worden und als Freunde nach Deutschland zurückgekehrt".

Aus den Gesprächen, Bildern und Eindrücken mit den heute über 80-Jährigen stellte das Team im November 2007 die Ausstellung "Riss durchs Leben" zusammen, die unter anderem in Köln, Düsseldorf und Wuppertal zu sehen war.

Auf großen Leinwänden sind Auszüge der verschiedenen Lebensgeschichten der Zwangsarbeiterinnen, die von Demütigung, Leid, Hunger und der verängstigten Rückkehr in ihre Heimat gekennzeichnet waren, zu sehen. Manche der Betroffenen brachen ihre Schweigen über das Erlebte im Rahmen dieser Gespräche zum ersten Mal.

"Diese Ausstellung ist die Möglichkeit, aus der Vergangenheit zu lernen", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Corinna Beck, und hofft, "dass auch viele jüngere Menschen und zahlreiche Schulklassen diese Ausstellung besuchen".

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