Ratingen: Kinder erklären das Museum

Niemand kann Kindern besser Kunst und Geschichte näher bringen, als Kinder selbst. Das Museum probiert es aus.

Ratingen. Sie sind eine Gruppe von acht Jungen und Mädchen und gehören schon so richtig zum Personal des Stadtmuseums. Stolz tragen die Acht- bis Elfjährigen ihre Namensschilder auf dem Pullover. Sie nennen sich die Culture Guides.

Die Begriffe Kulturführer oder Kulturwächter finden sie einfach blöd. Und ihre Feuertaufe haben sie auch schon bestanden, denn am Ratinger Kulturtag haben sie zwei Führungen veranstaltet. Museumsleiter Klaus Thelen erinnert sich: "Das haben die Kinder hervorragend gemacht.

Ein kleiner Steppke mit Schirmmütze, der bestimmt noch nie im Museum war, zeigte mit dem Daumen nach oben und meinte, dass die Führung echt klasse gewesen sei."

Den Stein ins Rollen gebracht hat der elfjährige Simon. "Ich habe bei einem Museumsbesuch mal nachgefragt, ob ich auch mal eine Führung für Kinder machen kann, weil wir eine kindgerechte Sprache haben." Damit rannte er offene Türen ein. denn Klaus Thelen war ohnehin damit beschäftigt, eine neue Vermittlungsart für Kultur zu entwickeln.

Sofort schickte er Briefe an alle Ratinger Grundschul-Eltern raus. Als Leiterin verpflichtete er die Kunsthistorikerin Sabine Tünkers. Im September ging es dann los. Alle zwei Wochen bereitet die Expertin die Kinder in einem 90-minütigen Seminar auf ihre Führungen vor. "Das Tolle ist, dass die Kinder sich selbst überlegen, auf welche Art und Weise sie ihr Wissen vermitteln wollen."

Thema ist derzeit die Stadtgeschichte. Alexander (10) ist für sein Alter außergewöhnlich sprachbegabt und weiß genau über die Berufe aus der Zeit des Mittelalters oder über die Gepflogenheiten auf dem Marktplatz Bescheid. Warum es damals keine Apfelsinen zu kaufen gab? "Die waren in Afrika und konnten noch nicht nach Ratingen geschafft werden", weiß er. Für kleine Aussetzer haben die Kinder zur Sicherheit Spickzettel parat.

Delia (9) hat ganz schnell ihre Meinung über das Museum geändert. "Ich habe immer gedacht, im Museum ist es langweilig. Da gehe ich nicht hin. Aber dann habe ich an der Schulung von Frau Tünkers teilgenommen. Seitdem finde ich es spannend", erklärt sie. Auch kein Zufall: Acht der Museums-Kinder zählen den Sachunterricht zu ihren Lieblingsfächern.

Auf die Kleinen warten große Aufagben, denn Anfang November gibt es im Museum eine Goya-Ausstellung. Sie bereiten sich jetzt schon darauf vor, den Kindern den großen Maler näher zu bringen. Bei den Führungen dürfen die Eltern übrigens nur Chauffeur spielen. Zugelassen sind nur Kinder bis zwölf Jahre.

Die können sich schon auf den 14. März freuen. Dann nämlich findet die nächste Führung der Culture-Guides im Museum statt (15 Uhr). Weitere folgen alle zwei bis drei Wochen.

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