Ratingen: Ein Stiefkind macht sich fein

Q19: Ratingens Archivarin Erika Münster geht neue Wege, um auch Schüler für das Stadtarchiv zu interessieren. Das Land findet ihren Plan förderungswürdig.

Ratingen. Der Brief vom Land NRW hat das Herz von Dr. Erika Münster höher schlagen lassen. Und der Inhalt zaubert auch heute noch, gut eine Woche nachdem das Schreiben in ihrem Büro ankam, ein Lächeln ins Gesicht der Stadtarchivarin. Erika Münster hat gewonnen. Das Land gibt ihr 6400 Euro, damit sie ihre Idee umsetzen kann, Schüler für die Geschichte Ratingens und für das Stadtarchiv zu interessieren. Das hat Sinn. Denn die Jugendlichen gehören auch in Ratingen nicht gerade zu jenen, die wissen, wo das Stadtarchiv liegt, geschweige denn, welche Schätze es birgt.

Das will Erika Münster mit Q19 ändern. Sie will, dass bis zu zehn Schüler, bevorzugt von Haupt- und Realschulen, Wohnquartiere um 1900 mit denen von heute vergleichen. Sie will, dass die Jugendlichen sich mit der Geschichte derer auseinandersetzen, die dort in Mansarden und gemieteten Betten hausten. Die Arbeitsmigranten der Industrialisierungs-Epoche Ratingens und die Migrantenkinder von heute könnten schließlich eine ähnliche Geschichte haben. Nur dass sie damals aus der Eifel, aus Belgien und den Niederlanden kamen und heute aus der Türkei, Italien und Griechenland stammen.

Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) ist sicher, dass Erika Münster ihr Ziel mit Q19 erreicht. Sonst hätte er sicher nicht den höchstmöglichen Förderbetrag nach Ratingen überwiesen.

Aber die 6400 Euro und den geforderten städtischen Eigenanteil von 1600 Euro braucht Erika Münster auch, um ihre Idee umzusetzen. Hinter Q19 verbirgt sich eine intensive Recherchearbeit, die von einer Pädagogin begleitet werden soll. Die Stadtarchivarin will die bis zu zehn Schüler mit den teils komplizierten Quellen nicht allein lassen. Außerdem gilt es, den Bogen aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft zu schlagen. "Das ist ein qualitativ hochwertiges Projekt", sagt die Archivarin

Wenn alles läuft, wie geplant, dann endet das Quellenstudium der Schüler mit einer stadtgeschichtlichen Multimedia-Schau im Internetauftritt Ratingens. Und obendrein entstünde eine Stadtführung von Jugendlichen für Jugendliche.

Sehenswürdigkeiten gibt es über den Dicken Turm und die alte Stadtmauer sicher genug. Da sind zum Beispiel die vielen Wohnhäuser aus den Baujahren um die Wende zum 20. Jahrhundert. Diese Gebäude haben Geschichte und geben sie Preis, wenn Jugendliche nach denen forschen, die dort einmal gewohnt haben, oder jene fragen, die heute da leben.

Q19 spricht dafür, dass in nicht allzu ferner Zukunft auch jüngere Ratinger den Weg ins Stadtarchiv finden, weil ihnen zehn Schüler das Geheimnis verraten haben, dass die Geschichte dieser Stadt voller Überraschungen steckt und Ratingen viel mehr ist als der Ort, in dem sie zufällig wohnen.

Wer bei Q19 mitforschen will, meldet sich bei Erika Münster unter Telefon 550 41 20.

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