Ratingen: Wenn Partner Täter werden

Aktionstage: Stadt und SkF wollen zum Thema „Häusliche Gewalt“ informieren und sensibilisieren.

Ratingen. Ein Mann schlägt seine Frau brutal zu Boden. Das gemeinsame Kind muss sich die grausame Szene zwischen den Eltern mit anschauen. Es weint und schreit. Nachbarn hören genau, was sich gegenüber abspielt, könnten Hilfe holen - reagieren aber nicht, schauen und hören weg: Das geht uns nichts an, das ist nicht unsere Sache, denken sie.

Damit sich so eine Einstellung ändert, veranstalten die Gleichstellungsstelle der Stadt und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) vom 18. bis 28. November erstmalig Aktionstage mit dem Titel "Nein zu häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder".

"Ratingen ist keine heile Welt. Unsere Erfahrung aus der Beratungsarbeit mit Frauen zeigt, dass häusliche Gewalt ein erhebliches Problem ist in der Stadt", sagt die Vorsitzende des SKF Edith Bohnen. "Doch keiner setzt sich gerne mit diesem schwierigen Thema auseinander", ergänzt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Andrea Töpfer. Dies soll sich mit den Aktionstagen ändern.

Warum das so wichtig ist, dass Menschen sensibler für das Thema werden, erklärt Marie-Therese Wirtz-Doerr, Geschäftsführerin des SkF: "Wir müssen viele Leute mit den Aktionen erreichen, weil Frauen in ihrer Not selten selbst aktiv werden, um sich aus ihrer Notlage zu befreien. Sie sind auf andere angewiesen."

Die Aktionstage starten mit einer Filmmatinee am 18. November um 11 Uhr im Ratinger Kino. Gezeigt wird "Pigs will fly". Der Streifen behandelt das Thema aus Sicht des Täters, ohne ihn aber zu entlasten. Gewalt an Frauen und Kindern wird auch Thema eines Gottesdienstes in St. Peter und Paul am 25. November (12 Uhr) sein. Am gleichen Tag werden an zwölf Gebäuden in der Innenstadt Fahnen mit dem Aufdruck "Frei leben - ohne Gewalt" hängen. Damit soll das Thema für jeden Ratinger sichtbar werden.

Eine Lesung zum Thema "Träume und Tränen" steht außerdem am 27. November um 19.30 Uhr im Medienzentrum, Peter-Brüning-Platz, auf dem Programm. Gelesen werden Romanpassagen, in denen glückliche Momente einer Beziehung geschildert werden. Als Kontrast dazu, hören die Besucher Auszüge aus Polizeiberichten, um einen Eindruck zu bekommen, welches Leid manche Frauen zu Hause erfahren haben. Zu den Vorlesern gehören unter anderem Bürgermeister Harald Birkenkamp, Angela Tietze, Richterin am Amtsgericht sowie Bernd Lingott, Leiter des Kriminalkommissariats.

Im Rahmen der Aktionstage können sich Fachkräfte aus Psychologie, Pädagogik und Medizin über Methoden informieren und sie in Workshops erarbeiten, wie sie Frauen durch ihre Arbeit stärken können, neue und eigene Wege zu gehen. "Dies ist wichtig, weil viele Frauen denken, dass sie ihren Alltag ohne ihren Mann nicht alleine bewältigen können", sagt Margot Zimmermann, Sozialarbeiterin in der Begegnungs- und Beratungsstätte für Alleinerziehende des SkF. Dies redeten die Täter den Frauen oft ein, bis sie es selber glauben. Die Fachtagung findet am 28. November ab 13.30 Uhr in der Stadthalle am Europaring statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort