Asbest bremst Abriss des Constructa-Gebäudes aus

Das alte Constructa-Gebäude wird zunächst saniert, dann erst dürfen die Bagger kommen.

Lintorf. Wieder stirbt ein kleines Stück Lintorfer Industriegeschichte: Das ehemalige Constructa-Verwaltungsgebäude an der Straße An den Dieken wird zurzeit „abgewickelt“. Die angebaute Fabrikhalle ist bereits verschwunden. Nur noch die Umrisse der sägezahnartigen Sheddächer und ein riesiger Berg Ziegelschutt erinnern an die Zeit, als im Lintorfer Norden die ersten Waschvollautomaten Deutschlands hergestellt wurden.

1969 wurde die Produktion nach Berlin zu Siemens verlegt. Später übernahm Mannesmann die Werkshalle und das dreistöckige Verwaltungsgebäude, das zuletzt jahrelang leerstand und vor sich hin rottete. Übersät mit Graffiti und mit zerbrochenen Scheiben stand das mit schmutzig-dunklen Waschbetonplatten verkleidete Gebäude im scharfen Kontrast zur neuen, durchgestylten Firmenzentrale von Makita schräg gegenüber.

Einem schnellen Abbruch widersetzte sich der Verwaltungsbau jedoch durch sein Innenleben: Asbest. Seit vier Wochen ist eine Spezialfirma dabei, den riesigen Gebäudequader in luftdichte Folien zu packen und Etage für Etage zu sanieren. Erst wenn Gutachter die erfolgreiche Sanierung feststellen, dürfen die Abrissbagger anrollen.

„Im Bereich der Stützpfeiler und Fensterbänke war beim Bau Spritzasbest aufgetragen worden, und auch im Estrich wurden bei Kernbohrungen Spuren von Asbest gefunden“, erklärt Sanierungsexperte Dennis Kampmeier. Zusammen mit seinem Kollegen Michael Rosenthal überwacht und koordiniert er die aufwändige Sanierung.

So muss Stockwerk für Stockwerk luftdicht mit einer Plastikfolie umhüllt werden. Zwei Riesenlüfter saugen dann die mit Asbestfasern verseuchte Luft durch mehrere Spezialfilter — pro Stunde 24 000 Kubikmeter.

Kampmeier: „Die Gebläse sind rund um die Uhr in Betrieb. Sollte es mal einen Druckabfall geben, werden wir über Funk alarmiert.“ Wenn die Luft rein ist, kann die eigentliche Sanierung beginnen. Durch eine Vier-Kammern-Schleuse können die Arbeiter die Etage betreten.

Unter Vollschutz wird dann der Spritzasbest in einem Spezialverfahren entfernt, mit Mörtel eingesiegelt und dann in verschlossenen Behältern nach draußen gebracht. Der Estrich wird mit einem Faserbindemittel behandelt und dann ebenfalls entfernt.

Rosenthal: „Die oberste Etage ist asbestfrei. Der Gutachter hat nach mehreren, stundenlangen Messungen keine Faser mehr gefunden.“ Die Sanierung koste wahrscheinlich mehr als damals der ganze Neubau.

Der Abriss der Werkshallen ging dagegen wesentlich einfacher. Hier mussten nur die gewellten Asbestzementdächer unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen abgetragen werden, bevor die Bagger den Rest dem Erdboden gleichgemacht haben.

Was mit dem frei werdenden Gelände geschieht, ist noch offen. Für das riesige Gewerbeareal, das frühere VAG Schultz-Gelände, gibt es einen gültigen Bebauungsplan. Auch die frühere Schultz-Verwaltung samt Werkshallen wartet noch auf ihre Verwertung.

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