Kreis Mettmann Bauern klagen über zu trockenen April

Kreis Mettmann. · Im dritten Jahr in Folge ist der Frühling viel zu trocken. Die Folge: Saat von Zuckerrüben und Weideflächen geht nicht auf.

 Jürgen Benninhoven erntet Spargel auf einem Feld am Knittkuhler Berg. Der Ertrag wird in diesem Jahr geringer ausfallen.

Jürgen Benninhoven erntet Spargel auf einem Feld am Knittkuhler Berg. Der Ertrag wird in diesem Jahr geringer ausfallen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die derzeit herrlich blühenden Rapsfelder in Mettmanns grüner Umgebung dürfen nicht darüber hinweg täuschen: Die Bauern im Kreis Mettmann kämpfen mit der Trockenheit. Der Monat ist schon zu zwei Dritteln vorbei und bisher sei viel weniger Niederschlag als üblich gefallen, sagt Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst. „In der ersten April-Hälfte fielen im Mittel in Nordrhein-Westfalen nur knapp vier Prozent der sonst im ganzen Monat typischen Menge“, teilt er mit. „Nun ist der Monat noch nicht vorbei, aber wir gehen davon aus, dass der April extrem trocken wird.“

Das bekommen auch die Landwirte zu spüren. „Die neuen Saaten wie Zuckerrübe gehen nicht auf“, beobachtet der Mettmanner Landwirt Johannes Kircher. Er bewirtschaftet 74 Hektar Ackerland mit Getreide und Raps und will in den kommenden Tagen 12 000 Weidemastgänse aufnehmen – als Küken im Alter von 14 Tagen, die er dann aufzieht. „Aber ich habe das Problem, dass ich dann kein Futter habe.“ Denn seine Grünland-Saat geht ebenfalls nicht auf – und die sollte den Gänsen eigentlich als Weide dienen. Das heißt, dass Johannes Kircher Fertigfutter zukaufen muss. Das ist deutlich teurer, als es selbst anzubauen. „Und mit Fertigfutter kann ich nicht die Qualität erzeugen wie auf der Weide. Ich will ja Fleisch verkaufen und kein Fett.“

Auch seine Berufskollegen haben Probleme. Wer sein Land in Mettmann habe, habe da noch Glück im Unglück, denn der lehmige, schwere Boden kann die Feuchtigkeit noch am besten halten. „Da haben es die Landwirte in Hilden oder Monheim mit ihren sandigeren Böden schon schwerer“, sagt Kircher. Daher überlegen Landwirte, die Kartoffeln anbauen, wegen des Wassermangels Bewässerungsbrunnen zu bohren, die die Grundwasser-Reserven anzapfen. „Und dann müssen wir uns über ein Grundwasser-Management unterhalten“, mahnt Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Auch er beobachtet, dass die Natur wegen der Trockenheit kaum nachkommt: „Meine Kühe fressen mehr, als nachwächst.“

Der Raps konnte im Herbst Wurzeln bilden und blüht früher

Dass der Raps derzeit offenbar unbeschadet blühe, liege daran, dass er seit seiner Aussaat im Herbst „lange Zeit hatte, ein Wurzelwerk aufzubauen. Der kommt auch noch in tiefere Erdschichten.“ Doch auch der Raps blühe eine Woche früher als sonst „und kann noch Wasser vertragen. Das heißt: Wir brauchen dringend, dringend Regen“, sagt Dahlmann.

Doch auch die Corona-Krise beeinflusst die heimische Landwirtschaft. Besonders für die laufende Spargel-Saison bedeutet sie erschwerte Bedingungen. Ortstermin Bauerncafé. Trotz bestem Terrassenwetter ist der idyllische Gastronomie-Bereich des Bauerngartens geschlossen. Nicht das Einzige, was Gastgeber Jürgen Benninghoven Corona-bedingt zusetzt. Beim Ratinger Landwirt kaufen auch viele Kunden aus Mettmann gern ihren Spargel. „Durch den vorübergehenden Einreisestopp war unser dringend benötigtes Fachpersonal zu spät hier“, sagt Benninghoven. Und das könne nicht einfach durch kurzentschlossene freiwillige Helfer aufgefangen werden.

„Davon hatten wir zwar reichlich, aber fürs Spargelstechen müssen sie erst aufwendig angelernt werden. Und wenn sie dann andere Verpflichtungen haben wie beispielsweise Schulprüfungen, führt das zu fehlender Planungssicherheit. Zudem arbeiten erfahrene Kräfte natürlich deutlich produktiver als Anfänger.“ Auch die Idee, den harten Job auf möglichst viele Schultern zu verteilen, sei keine Lösung, denn in Pandemie-Zeiten bedeutet jeder weitere Helfer ein zusätzliches Ansteckungsrisiko. Die Folge des verhaltenen Erntestarts: insgesamt weniger Ertrag.

Unterm Strich führen die besonderen Umstände in diesem Jahr dazu, dass der Spargel in der Produktion deutlich teurer ist als gewöhnlich. „Wir müssen mit mindestens zehn Prozent höheren Kosten rechnen.“ Trotzdem hofft Benninghoven allgemein auf ein verstärktes Bekenntnis zu lokalen Erzeugnissen: „Wir wollen bei unseren Kunden das Bewusstsein wecken, den heimischen Spargel zu kaufen.“ Er versichert: „In der Region angebauter Spargel ist etwas Besonderes in Qualität und Auswahl, vom Sackerhof in Tiefenbroich über Schlüter in Lintorf und den Schwarzbachhof in Homberg, bis zu uns.“ Und ein lokaler Einkauf helfe, diese Strukturen trotz Corona-Krise zu erhalten. Schon machen sich die Landwirte Gedanken, wie es weitergeht mit dem Wetter – und ob der trockene April Vorbote eines weiteren Dürresommers sein könnte. „Das kann sein“, sagt Johannes Kircher mit Blick in den Himmel. Dahlmann will hingegen zuversichtlich bleiben: „Das kann niemand sagen. Wir sollten das erst mal eine Weile ­beobachten.“

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