Mettmann Covid-19: Kritik an Dinkelmann

Mettmann. · Die CDU-Politikerin Ute Stöcker wirft dem Mettmanner Bürgermeister eine schlechte Informationspolitik in der Krise vor.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Ute Stöcker (CDU) übt in einem Offenen Brief an Bürgermeister Thomas Dinkelmann harsche Kritik. „Mit großem Unverständnis muss ich als Vorsitzende des Familien- und Sozialausschusses feststellen, dass sämtliche Informationen zu den Covid-19-Erkrankungen in der Flüchtlingsunterkunft an der Seibelstraße an mich unterblieben sind“, schreibt sie. Erst aus der Presse habe sie erfahren, wie die Stadt vorgehe, um die erkrankten Flüchtlinge zu betreuen. „Ein kurzer Sachstand über eine E-Mail, ein Telefonat oder einen Infobrief hätte hier sicherlich für Klarheit und weniger Unmut gesorgt.“

Am 1. April war in dem Flüchtlingsheim Seibelstraße die erste Corona-Infektion bekannt geworden. Noch in der Nacht wurden der Erkrankte und drei Kontaktpersonen in separate Unterkünfte gebracht. Zwischenzeitlich sind 33 Flüchtlinge infiziert. Stöcker sieht sich darüber jedoch nicht oder zu spät informiert. Auch auf Nachfragen habe sie „keine Antwort oder Reaktion erhalten. Das ist Krisenmanagement schlechtester Kategorie“. Vielleicht sei dies auch der Tatsache geschuldet, dass sich der Bürgermeister derzeit im „wohlverdienten Urlaub“ befinde.

Thomas Dinkelmann verwahrt sich gegen diese Vorwürfe. „Persönliche Eitelkeiten dürfen gerade in der jetzigen Situation keine Rolle spielen. Selbstverständlich habe ich meinen ursprünglich in den Osterferien geplanten Urlaub verschoben, bin also in Mettmann und arbeite derzeit im Homeoffice.“ Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Infektion habe sein Krisenstab „die Vorsitzenden der Ratsfraktionen informiert“. Auch bei Treffen der Verwaltungsleitung mit den Fraktionsvorsitzenden habe er „ausführlich zur Situation rund um Covid-19 sowie speziell zur Flüchtlingsunterkunft informiert“. Sollte es in einer Fraktion Kommunikationsprobleme geben, dann wären diese dort zu lösen.

Während CDU-Fraktionschef Richard Bley Ute Stöcker beispringt – „in der Stadtverwaltung herrscht Führungslosigkeit“ – geben sich die Vorsitzenden der anderen Fraktionen verhaltener. „Ich halte mich im Moment mit Kritik zurück“, sagt Nils Lessing (Grüne). Schließlich herrsche eine schwierige Situation, „und wir müssen alle gut durch die Pandemie kommen“. Ähnlich sieht dies SPD-Fraktionschef Florian Peters. Bei allen Kommunikationsdefiziten des Bürgermeisters, die schon vor der Corona-Pandemie bemängelt wurden, „stehen jetzt erst mal alle Dinge hinten an. Und den Bürger interessiert es jetzt nicht wirklich, dass wir uns die Köpfe einhauen, sondern jetzt gilt es, erst mal an einem Strang zu ziehen“. Die Kritik sei nachvollziehbar, „aber die Frage ist, wann der richtige Zeitpunkt ist, darüber zu sprechen“. FDP-Fraktionschef Klaus Müller erinnert daran, dass Dinkelmann „in seiner Informationspolitik bezüglich der Mitglieder des Rates recht zurückhaltend agiert“ und bezeichnet im Vergleich dazu die Informationspolitik von Landrat Thomas Hendele als „vorbildlich“. Doch Dinkelmann habe in der Runde der Fraktionsvorsitzenden zur Lage im Flüchtlingsheim ausführlich Stellung genommen.

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