Haan: Zaun - Tag 1 nach der Sperrung

Spaziergänger reagieren mit Bedauern, aber auch mit Verständnis auf die Einschränkung.

Haan. Gero Legner hat schon viel erlebt. "Die Leute klettern über den Zaun, lassen ihre Hunde in meine Wohnung laufen oder zerkratzen mir mein Auto. Die sind schmerzfrei", sagt der Besitzer der Brucher Mühle und schüttelt den Kopf.

Dass seine Privatsphäre nicht respektiert wird, dass Mountain-Biker rücksichtslos über sein Grundstück brettern, dass Hundebesitzer und Reiter die Hinterlassenschaften ihrer Tiere nicht beseitigen, hat ihn jetzt zu einem besonderen Schritt veranlasst: Er sperrt den über seinen Hof führenden Wanderweg mit einem Holzzaun für die Allgemeinheit ab (wir berichteten).

Eine Maßnahme, die einige der regelmäßig den Weg nutzenden Wanderer durchaus nachvollziehen können. "Ich persönlich finde es sehr schade, dass der Weg jetzt gesperrt ist, aber ich kann den Besitzer verstehen", sagt ein 31 Jahre alter Spaziergänger aus Haan.

Mit seiner Freundin (28), dem gemeinsamen, acht Monate alten Sohn und ihrem schwarzen Hund ist die Familie sehr oft im Ittertal unterwegs. "Dort hingen ja auch nette, von Kindern gemalte Schilder, die um Rücksicht baten", fügt er hinzu.

"Wir gehen hier eigentlich jeden Tag entlang. Nur können wir jetzt nach der Sperrung keine Runde mehr drehen, sondern müssen hin und wieder zurück gehen", bedauert seine Freundin.

Dass Gero Legner sein Grundstück absperrt, kann aber auch sie verstehen. "80 Prozent der Hundebesitzer haben ihr Tier nicht im Griff", sagt sie. Und: "Vielleicht hätte die Stadt mehr tun müssen. Denn jetzt sind ja alle, Spaziergänger, Jogger und Radfahrer, beeinträchtigt."

Gero Legner indessen sieht keine Möglichkeit mehr, mit der Stadt einen Kompromiss zu finden. "Ich habe fünf Jahre lang versucht, mich mit der Stadt gütlich zu einigen", sagt der 40-Jährige, während er weiter an dem Holzzaun arbeitet.

Denn gerne hätte Gero Legner mit Hilfe der Stadt eine Barriere installiert, die den Weg für Reiter versperrt und Radfahrer zum Absteigen zwingt. Denn zum Beispiel die Mountainbiker würden die Bodenwelle vor seiner Mühle als kleine Sprungschanze nutzen. "Das macht bestimmt Spaß, aber nicht, wenn man eine sechs Jahre alte Tochter hat", sagt Legner.

"Die Jogger und Spaziergänger stören mich eigentlich nicht." Obwohl das an einem Tag auch schon einmal 1000 waren. "Ich finde es auch schade, dass wir den Wanderweg sperren müssen, aber ich habe alles versucht, um eine Klärung herbeizuführen."

Auch Bürgermeister Knut vom Bovert bedauert, dass es zu keiner einvernehmlichen Lösung mit dem Mühlenbesitzer gekommen ist. "Wir müssen akzeptieren, dass wir bedauerlicherweise vor Gericht unterlegen sind. Aber die Verhandlungsangebote von Herrn Legner können leider nicht angenommen werden."

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