Haan: Kein Konzept für die Kultur

In einem Jahr geht der Leiter des Kulturamts in den Ruhestand. Ob und wie danach Theater & Co. gepflegt werden, ist völlig offen.

Haan. Irgendwie hatte sich Fritz Köhler sein letztes Jahr in der Haaner Stadtverwaltung anders vorgestellt. Der 63-jährige Leiter des Kulturamts feiert im kommenden Jahr sein 50-jähriges Dienstjubiläum, geht im Oktober 2011 in den Ruhestand. Dass seine Stelle nicht wieder besetzt wird, steht schon lange fest. 2005 war sie auf Wunsch des Stadtrats mit einem "kw-Vermerk" für "künftig wegfallend" versehen worden.

Aber immerhin war ihm nach dem Ausscheiden seiner langjährigen Mitarbeiterin Karin Tipp Ende Juni 2009 eine junge Kollegin als Hilfe für organisatorische Dinge an die Seite gestellt worden. Die Stadt hatte die Nachwuchskraft des gehobenen Dienstes mit Blick auf das Ausscheiden von Karin Tipp und des Amtsleiters zwei Jahre später bereits im August 2008 im Kulturamt eingesetzt.

"Mit dieser relativ langen Einarbeitungszeit sollte gewährleistet werden, dass nach dem Ausscheiden des Amtsleiter und der Verwaltungskraft die dort vorhandenen Netzwerke nicht verloren gehen und die Kulturarbeit fortgesetzt werden kann", heißt es von Seiten der Stadt.

Nur: Die junge Inspektorin hatte vor einiger Zeit den Wunsch nach einer Umsetzung geäußert. Die Arbeit im Kulturamt, die auch Einsatzzeiten am Abend und an den Wochenenden einschließt, war ihr zu viel geworden. Und so verließ sie vor 14 Tagen das Kulturamt, sitzt jetzt im Amt für Jugend und Soziales und koordiniert die Zusammenarbeit der Verwaltung mit Jugendparlament, Seniorenbeirat und Behindertenbeauftragten.

Laut Bürgermeister Knut vom Bovert sollte die Stelle wieder besetzt werden, wurde während der Stellenplanberatungen aber entgegen den Empfehlungen der Verwaltung von der Politik gestrichen.

Jetzt sitzt Fritz Köhler seit 14 Tagen ganz alleine in seinem Büro. "Ich bin das Kulturamt in einer Person", sagt er und fügt hinzu: "Kurz vor dem 50-jährigen Dienstjubiläum ist diese Situation nicht sehr motivierend." Er werde jetzt nicht mehr viel Neues anstoßen, das sollen anderen machen. Nur wer?

"Ich habe keine Sorge, dass es Veranstaltungen wie die internationale Kammermusik, das Special Listening, das Bürgerfest oder auch den französische Markt künftig nicht mehr geben wird", sagt Köhler. "Aber es wäre schade, wenn die Verbindungen, die ich in den vergangenen Jahren aufgebaut und geknüpft habe, nicht fortgeführt würden."

Köhler versteht Kulturarbeit als weichen Standortfaktor, der in einer Stadt wie Haan nicht fehlen dürfe. "Wir brauchen Kultur vor Ort." Gerne würde er jetzt schon einen Nachfolger einarbeiten. "Der kann dann ja auch alles anders machen", sagt er. Er wisse, dass jetzt eine neue Generation wie die Organisatoren des Haaner Sommers nachrücke.

Deren Verknüpfung mit den bestehenden Strukturen könnte ein Ziel eines wie auch immer positionierten Nachfolgers sein. "Aber es gibt ja noch keinen, darüber will man im nächsten Jahr entscheiden", sagt Köhler. Aus seiner Sicht sei das viel zu spät.

Bürgermeister Knut vom Bovert verweist auf den Arbeitskreis Personal. Dort soll nach dem Willen der Politik entschieden werden, wie die Kulturarbeit zukünftig aussehen soll. Vom Bovert: "Die Verwaltung geht davon aus, dass Kulturarbeit auch zukünftig geleistet werden soll."

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