Erkrath: Dem Paradies ganz nahe

Monika Pfänder, Ex-Schulleiterin des Gymnasiums Erkrath, leitet die deutsche Schule in Namibia.

Erkrath. Noch einmal ein deutsches Gymnasium leiten? Das kann sich Monika Pfänder nicht vorstellen. Dabei hat sie Erkrath, genauer gesagt das Gymnasium am Neandertal, erst vor zweieinhalb Jahren verlassen, um die deutsche Schule in Windhoek/Namibia zu übernehmen.

"Das war die beste Entscheidung meines Lebens", sagt die 60-Jährige im Gespräch mit der WZ, die sich jetzt mit der Pädagogin während einer Dienstreise in die "alte Heimat" in Düsseldorf traf. "Obwohl ich noch mehr arbeite als zuvor. Und dabei habe ich immer schon viel gearbeitet." Afrika kannte sie von verschiedenen Reisen, "aber dort zu leben, ist etwas ganz anderes", sagt sie. Und fügt gleichzeitig hinzu: "Namibia ist Afrika light."

Dass die Menschen dort so sprechen wie sie, Hochdeutsch mit einem kleinen norddeutschen Einschlag, hat es ihr leicht gemacht, sich dort einzuleben. "Ich habe mich sofort wie zu Hause gefühlt", sagt sie.

Ihr gefällt, dass in Namibia die deutsche Sprache gepflegt und nicht um englische oder Begriffe aus dem Afrikaans angereichert wird. "Es gibt keinen anderen Ort auf der Welt außerhalb Deutschlands, an dem die deutsche Sprache so erhalten ist wie dort", sagt sie. "Auch wenn manche dieser Menschen noch nie in Deutschland waren."

Die Menschen, die in Namibia deutsch sprechen, sind zum Beispiel Farmer in vierter oder fünfter Generation, die im 18. Jahrhundert nach Namibia kamen und sich inzwischen auch als Namibier verstehen. Und weil sie weit verstreut in dem großen Land leben, schicken sie ihre Kinder auf die deutsche Schule in Windhoek, der auch ein Internat für 120 Mädchen und Jungen angeschlossen ist.

"Die Mädchen und Jungen kommen bereits mit fünf Jahren zu uns", sagt Monika Pfänder. "Die ersten drei Wochen haben sie schlimmes Heimweh und vergießen viele Tränen, aber dann wollen sie gar nicht mehr fort."

1160 Schüler betreuen Monika Pfänder und ihr 100-köpfiges Lehrerkollegium. "Die Schule ist wirklich groß und ein Riesensystem, denn wir nehmen Kinder ab drei Monaten", sagt sie. Es gibt Krabbel- und Babygruppen sowie drei Vorschulklassen (englisch, deutsch, französisch).

"Ab der ersten Klasse fahren wir vierzügig", erläutert die Schulleiterin. Es gibt drei deutschsprachige und einen englischsprachiger Zug. In der neunten Klasse entscheiden die Schüler, ob sie die internationale oder die namibische Abiturprüfung ablegen wollen.

"Ich habe ja schon in Dortmund ein großes Gymnasium geleitet, aber in Windhoek bin ich Chefin von 200 Mitarbeitern", sagt Monika Pfänder. "Das ist ein Unternehmen und nicht vergleichbar mit deutschen Schulen. Die Arbeit dort ist viel befriedigender. Ich bekomme so viel zurück." Und sie kann - im Gegensatz zu Schulleitern in Deutschland - selbst über das Personal entscheiden, das an ihrer Schule arbeitet.

Nach dem Schuldienst "werde ich mit einem Bein dort und mit einem Bein hier leben", sagte Pfänder. Wer einmal in Afrika gewesen sei, der komme immer wieder zurück. "Die Natur, das Licht, die Landschaft, die Tiere..." schwärmt sie. Das alles sei einfach faszinierend. "Wenn ich manchmal durchs Land fahre, muss ich mich kneifen, weil es so schön ist."

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