Hochdahl: Die Adler der Landstraße

Seit 1973 gibt es in Hochdahl einen Motorradclub. Die Mitglieder sehen sich nicht als rasende Rocker, sondern als ganz brave Biker.

Hochdahl. Nebeneinander aufgereiht stehen sie vor dem Clubhaus und glänzen in der Abendsonne um die Wette: eine Triumph Trophy 1200, eine Honda CB1300S, eine BMW R100RS, eine Suzuki VSTROM 650 - und eine "fette" Harley.

Sie ist der Blickfang an fast jedem Donnerstagabend, wenn die Mitglieder des Motorrad-Clubs "Adler" Hochdahl an ihrem Biker-Treff zusammenkommen. Das chromglänzende Schmuckstück gehört Eberhard Kotte, mit 71 Jahren das älteste Mitglied der Clubs. "Auf dem Eagle Spirit sitzt es sich am besten", sagt er lachend und zeigt auf den ausladenden Sattel.

Seit 1973 gibt es den MC "Adler" Hochdahl, seit 1979 residiert er in einem alten, zum Vereinsheim umgebauten Kindergarten. Im "Adlerhorst" gibt es alles - von der Küche bis zum Tresen, von der gemütlichen Sitzecke bis zur Außenterrasse.

"Es war bei einem Elefantentreffen 1972 auf dem Nürburgring", erinnert sich Peter Russ. Der 57-Jährige mit der weißen Mähne und dem Rauschebart könnte dem Kult-Streifen "Easy Rider" entsprungen sein und ist der einzige der Gründungsväter, der noch immer an Bord ist.

"Wir waren ein loser Zusammenschluss mehrerer Motorrad-Verrückter - darunter Peter Skrotzki, der nahe des Hochdahler Marktes die ,Adler’-Tankstelle hatte. Als wir so eines Abends mit Freunden vom MC ,Adler’ Mannheim zusammensaßen und herumsponnen, war die Idee zur Gründung eines eigenen Vereins geboren."

"Von Beginn an war es den Mitgliedern ein Anliegen, sich vom Rocker-Image, das vielen Motorradfans anhaftet, zu befreien", sagt der Vereinsvorsitzende Dieter Decker (53). "Früher haben wir gegen solche Vorurteile gekämpft. Heute ist das zum Glück nicht mehr nötig." Dass sie mit Rocker-Gangs wie den berüchtigten Hells Angels oder den Bandidos gleichgesetzt werden, passiert nicht mehr.

Allerdings haben Decker und Co. - im Übrigen allesamt brave Familienväter im gesetzten Alter mit Berufen vom Maschinenbauer bis zum Computerfachmann - durchaus einiges dafür tun müssen. "Unser Vereinsleben besteht keinesfalls darin, den lieben langen Tag nur auf der Maschine zu sitzen und durch die Gegend zu brausen", betont Decker. "Das fängt bei der Pflege und Instandhaltung unseres Clubheims an und geht bis zur Organisation verschiedener Veranstaltungen - seien es unsere eigenen oder die anderer, bei denen wir mitmachen."

Zuletzt hatten die Hochdahler "Adler" zur Suchfahrt, einer Art Schnitzeljagd auf zwei Rädern, eingeladen. Trotz der tropischen Hitze waren 40 Biker aus der gesamten Umgebung gekommen - und hatten ihren Spaß.

Der 35-köpfige Club, zu dem auch sieben Frauen gehören, fährt bei seinen Touren nie im Riesenpulk. "Das ist zu gefährlich - und irritiert die anderen Verkehrsteilnehmer", weiß Dieter Decker. "Wir teilen uns dann in Grüppchen auf und machen unterwegs Treffpunkte aus."

Überhaupt wird sehr viel Wert auf die Themen Sicherheit und Verkehrserziehung gelegt. "Raser und Heißsporne haben bei uns keine Chance", sagt der 2.Vorsitzende Stefan Duller. "Sicher geben wir auch mal Gas. Aber nur, wenn es die Straßenlage wirklich hergibt." Im Grunde aber seien sie alle Tourenfahrer - was sich auch in ihren eher behäbigen Maschinen niederschlage.

Ihre Einstellung vermitteln die Hochdahler bei verschiedenen Anlässen. So bieten sie eigene Fahrsicherheitstrainings sowie Abgas- und Lichttests an, betreiben zusammen mit der Kreispolizei Aufklärungsarbeit und halten sogar Vorträge.

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