Mein Langenfeld: „Für mich ist Langenfeld eine Stadt mit Herz“

Die frühere VHS-Leiterin Hedwig Orthaus hat über 20 Jahre Langenfeld mitgestaltet.

Langenfeld. Wenn sie nach ihrem liebsten Aufenthaltsort in Langenfeld gefragt wird, kommt die Antwort prompt: "Das Freiherr-vom-Stein-Haus", sagt Dr. Hedwig Orthaus.

Der Grund dafür ist, dass sie 1967 als erste hauptamtliche Leiterin mit der Volkshochschule (VHS) in das alte Schulgebäude eingezogen war. Dort war sie bis zu ihrer Pensionierung 1986 tätig. "Von dieser Stelle aus konnte man viel gestalten", meint Orthaus im Rückblick auf diese knapp zwei Jahrzehnte, in denen sie berufliche Erfüllung fand.

Viele Akzente setzte die Frau, die im vergangenen April ihr 85. Lebensjahr vollendet hat. Sie rief die "Aktuelle Stunde für die Frau", den Gesprächskreis zu gesellschaftlichen Themen, ins Leben. Durch Ausstellungen in der Stadthalle machte sie auf Langenfelder Künstler aufmerksam und gehörte zu den Mitgründerinnen der Künstlervereinigung, dem heutigen Kunstverein.

Nach wie vor ist sie dort Mitglied. "Mir war es stets wichtig, den Bürgern ans Herz zu legen, sich zu engagieren und weiterzubilden", sagt sie. Dabei ging Orthaus mit gutem Beispiel voran, als Vorsitzende der Frauen-Union der CDU des damaligen Rhein-Wupper-Kreises und als Gründerin der Frauen-Union Langenfeld. Auch als der Museumsförderverein gegründet wurde, stand sie mit Pate.

1924 in Köln geboren und in einer bildungsorientierten Familie behütet aufgewachsen, erlebte sie als Mädchen die Nazizeit mit all ihren schrecklichen Folgen wie den Bombenhagel auf Köln. Mit 19 Jahren wurde sie zum Kriegshilfsdienst verpflichtet, musste ihr Studium in Marburg unterbrechen, um Blinde zu betreuen und später in einer Munitionsfabrik zu arbeiten.

Erst nach dem Krieg konnte sie das Studium fortsetzen, bei dem sie sich der Geographie, Geologie, Meteorologie und Germanistik widmete. Über zahlreiche berufliche Stationen, bei denen sie auch mit dem Journalismus in Kontakt kam, führte sie der Weg nach Langenfeld.

Aber erst nach dem Tod ihres Mannes 1984 zog sie aus dem eigenen Haus in Opladen an die Florastraße. "Es war mir wichtig, nicht an dem Ort zu wohnen, wo ich arbeitete. Von Opladen aus konnte ich zum Beispiel besser dazu beizutragen, das noch stark vorhandene Ortsteildenken in Langenfeld zu überwinden."

Heute fühlt sie sich als Langenfelderin. "Ich freue mich darüber, wie sich Langenfeld entwickelt hat. Die Stadt hat ein Herz." Das kulturelle Leben verfolgt sie aufmerksam. Zur Diskussion über die Nutzung der Wiescheider Wasserburg Haus Graven als Kulturstätte hat sie eine klare Meinung: "Das ist ein schönes Fleckchen, aber da soll sich ein Privatmann reinhängen und nicht die Stadt."

Hedwig Orthaus, die 1986 das Bundesverdienstkreuz erhielt, gehört zu den 23 Persönlichkeiten, die der Fernsehjournalist Werner Schmidt für das Video-Projekt "Langenfelder Zeitzeugen" befragt hat.

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