Langenfeld: Stadt hat jetzt einen Familienmanager

Thomas Wedell hat sich schulen lassen, damit Langenfeld noch attraktiver für Familien wird.

Langenfeld. Attraktiv für junge Familien zu sein, ist bei einer überalternden Gesellschaft das Trumpf-Ass im Wettbewerb der Städte um die Einwohner der Zukunft.

Das schuldenfreie und steuerstarke Langenfeld hat das erkannt. Es will familienfreundlichste Stadt weit und breit werden. 5000 Einwohner weniger - so lautet die Prognose für die nächsten 20 Jahre.

Doch als einzige Gemeinde kreisweit hatte Langenfeld 2008 gegen den Trend Einwohner hinzugewinnen können. Von den 176 Neubürgern im März 2009 sind immerhin 61 im besten Familienalter (18 bis 30 Jahre).

Zusätzliches Geld für noch bessere Ganztagsschulen und Kindergärten, 21-prozentige Deckung des Bedarfs bei der U3-Betreuung, mit die günstigsten Sätze beim Kindergartenbeitrag, eine Familienhebamme und Elternschule, die schwache Mütter und Väter im Bündnis mit freien Trägern stark machen, all das scheint zu wirken.

"Langenfeld ist schon länger familienfreundlich, hat dies aber über Jahre geheim gehalten", sagt Thomas Wedell. Er ist der neue Familienmanager der Stadtverwaltung. Und als solcher ist der 35-jährige angetreten, die Vielfalt vorhandener Angebote bekannter zu machen und stärker zu vernetzen.

77 Familienmanager gibt es erst in ganz NRW. Ende März hatte Wedell nach viermal zweitägiger Schulung in Bochum sein Zertifikat vom Familienministerium ausgehändigt bekommen.

Bei dem Kurs wurden Grundlagen aus der Forschung und für die Berichterstattung zur Familienpolitik vor Ort vermittelt sowie beispielhafte Projekte wie "Mo.Ki" (Monheim für Kinder) vorgestellt. Schließlich galt es für Wedell, sein eigenes "Meisterstück" für die Praxis abzuliefern.

"Das war der ,Langenfelder Wissenshunger’", sagt er. Unter diesem Titel hat die Stadt rund 15 000 Euro in die Hand genommen und einen Veranstaltungskalender herausgebracht, der Sechs- bis 14-Jährigen einen Überblick darüber gibt, wo sie bis Ende Juni ihren Wissenshunger beim Lernen, Forschen und Erleben stillen können.

Der Akzent beim Angebot liegt auf naturwissenschaftlichen und technischen Themen. Wedell: "Deutschland verliert auf diesen Gebieten weltweit an Bedeutung. Frühkindliche Bildung wird deshalb immer wichtiger."

Doch seine Reifeprüfung fürs Familienmanagement hat der Neu-Berghausener eigentlich schon 2008 bestanden. Indem er alles, was Familien interessieren sollte, als Beitrag zum "längsten Familienfestival" vermarktete, gelang es den Blick für das Erreichte zu schärfen. Auch deshalb hatten zum Jahresende drei Viertel der Teilnehmer an einer Umfrage die Stadt als familienfreundlich eingestuft.

Gutes weiter verbessern, dafür sieht Wedell zwei Ansatzpunkte. "Die Bedeutung von Ehrenamtlichen wird weiter wachsen. Ich halte persönlich die Freiwilligenagentur noch für ausbaufähig. Die muss noch bekannter werden", sagt er.

Außerdem gebe es in der Stadt so viele Seniorentreffs, die ein ähnliches Angebot fahren würden. "Da besteht die Gefahr, dass diese nebeneinander her arbeiten. Das würde ich gerne ändern", fügt er hinzu.

165 000 Euro stehen Wedell jährlich zur Verfügung. 87 000 Euro verschlingt davon allein die Bezuschussung der Übermittagsbetreuung an Schulen und in Kindertagesstätten. 50 000 Euro fließen in die Projektarbeit. Und noch einmal knapp 18 000 Euro stehen zur Überbrückung von Konfliktsituationen bereit.

Letztere führen dazu, dass Wedell Familien ganz konkret managed. "Ich helfe, wenn kein anderer mehr helfen kann. Zum Beispiel wenn ein Mutter-Kind-Kurs ratsam ist, der aber von HartzIV nicht abgedeckt ist, oder ein Kindermantel und Frisörbesuch nicht bezahlt werden können."

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