Flugkapitän mit Bodenhaftung

Die Piloten der RC-Helikopter Gruppe steuern ihre Modelle vom Boden aus. Gebastelt wird gerne einmal zwischen Basilikum und Backofen.

Baumberg. Ein letzter Check. Martin Trute (47) überprüft sein Fluggerät. Daumen hoch. Die Rotorblätter setzen sich in Bewegung, der Helikopter hebt ab. Allerdings sitzt der Pilot nicht im Cockpit, er steht am Boden. Martin Trute steuert seinen Modellflieger mit einer Fernbedienung. Die Geräuschkulisse kommt dem großen Bruder allerdings schon nahe — Gespräche in der Lieselott-Diem-Sporthalle fallen schwer, wenn der Heli über den Köpfen kreist.

Ist eines ihrer Schmuckstücke in der Luft, unterhalten sich die Mitglieder der RC-Helikopter Gruppe des Baumberger Turn- und Sportclubs (BTSC) sowieso nicht viel. Da wird gestaunt, wenn die neuesten Kunststücke zur Vorführung kommen.

Eingeübt werden die am Flugsimulator am Computer. Denn ein Fehler kann teuer werden. „Beim schlimmsten Absturz ist mein Heli in einem Baum gelandet und hat einen armbreiten Ast abgesägt“, erinnert sich Trute. Schaden: 600 Euro. Da wird der nächste Looping vorsichtshalber am PC geprobt. „Dort drückt man einfach nur auf ,Escape’ und der Heli baut sich wieder auf“, sagt Andreas Hoppe (39). Teurer Spaß bleibt das Hobby der 13 Mitglieder dennoch. 2500 Euro hat der Helikopter von Martin Trute gekostet, mit 1,60 Meter Rotordurchmesser der größte im Verein. „Ein Einsteigermodell ist aber schon für 500 Euro zu haben“, sagt Trute.

Im Winter fliegen die Modellbauer in der Lieselott-Diem-Sporthalle. Wind, Regen und Schnee sind nichts für die empfindliche Elektronik. Wird es Sommer werden die Flugstunden oft nach draußen verlegt. „Dann fliegen wir auf einer Wiese in Hilden“, sagt Bert Jörg (67). Allerdings nicht höher als 300 Meter. „Wir liegen im Einzugsbereich vom Düsseldorfer Flughafen“, sagt Jörg. Da könnte das Modell einen echten Flieger stören.

Mit einem großen Helikopter sind die wenigsten schon einmal geflogen. „Dabei sind unsere Modelle originalgetreue Nachbauten“, sagt Trute. Doch einfach reinsetzen und losfliegen, das funktioniert nicht. „Natürlich ist das was anderes, ob man mit Fernbedienung oder Steuerknüppel fliegt.“ Das Besondere an ihrem Hobby sei außerdem nicht nur das Fliegen — sie seien Piloten und Ingenieure zugleich.

Die eigenen Mini-Helikopter werden gerne mal auf dem Küchentisch zusammengeschraubt. „Da ist Platz, und ich komme von allen Seiten dran“, erklärt Trute die ungewöhnliche Werkstatt. Seine Frau hat sich mit den Rotorblättern neben ihrem Basilikum arrangiert. Allerdings muss jede Schraube nach getaner Arbeit verschwunden sein. „Sonst gibt’s Ärger“, sagt der 47-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Auch bei Bert Jörg wird das Hobby von den Frauen in der Familie „hingenommen“. Seine Schwiegertochter ist mittlerweile sogar das einzig weibliche Mitglied der RC-Helikopter Gruppe. Er hat für seine Bastelarbeiten einen eigenen Raum. „Das alte Kinderzimmer meines Sohnes.“

Nur ein Thema ist den Damen dann doch ein kleiner Dorn im Auge: das Geld. Auf die Frage, wie viel er denn schon in seine vier Helikopter investiert hat, lächelt Trute nur: „Das kann ich nicht verraten, meine Frau liest Zeitung.“

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