Ein Adventskalender mit echten Türen

Auf Anregung der Kirchengemeinden öffnenen Menschen ihre Häuser für Gäste.

Erkrath. Im klassischen Adventskalender versteckt sich hinter jedem Türchen ein kleines Stück Schokolade in Form eines Geschenkes oder einer Lokomotive. Ein Biss - und der Spaß ist für den jeweiligen Tag vorüber. Am nächsten Tag lockt das nächste Fach mit süßem Inhalt.

Auch in Alt-Erkrath öffnen Groß und Klein tagtäglich ein neues Türchen. Eine Gruppe Adventsromantiker möchte die Vorweihnachtszeit aber nicht auf Schokolade beschränken und hat mit Hilfe der Caritas sowie der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde einen lebendigen Adventskalender organisiert. Unter dem Motto "Im Quartier bleiben - Nachbarschaft leben!" werden Haustüren geöffnet.

Zuletzt hat Hildegard Kentner für Nachbarn und Freunde die Tür ihres Hauses am Wimmersberg aufgeschlossen. Der verschneite Weg zu ihrem Haus ist an diesem Abend pünktlich um ab 18 Uhr mit Teelichtern markiert. Vom Ende der Straße sind schon die ersten bibbernden Gäste zu hören. Nachbarn und Freunde haben die wärmenden Wollmützen weit über die Ohren gezogen.

Kentner steht mit zwei Pullovern übereinander im Hausflur und empfängt ihre Gäste mit einem dampfenden Glühwein. Die zwölf Frauen und Männer stellen sich mit ihren weißen Plastikbechern voller heißem Genuss im Halbkreis vor die Tür.

"Man kennt sich", sagt Erika Krumbholz, während sie ihren Blick über die Runde streifen lässt. Der jüngste Gast ist die sechsjährige Alina Geisler, die mit ihrer Mutter Regina gekommen ist. Sie darf als erste einen Dominostein vom großen Süßigkeitenteller nehmen.

Derart gestärkt, wird gesungen. Ein stimmungsvolles "Wir sagen euch an den lieben Advent" lässt die Kälte schnell vergessen. Doch bei allem Frohsinn möchte Kentner, die bei der Tafel aktiv ist, auch an Menschen erinnern, denen es nicht gut geht. Sie liest eine Geschichte über einen Obdachlosen aus dem kölschen Buch "So still kann Weihnachten sein" vor.

Es wird ruhig in der Runde, während die Schneeflocken durch die Luft tanzen. "2002 war ich zur Adventszeit in Düsseldorf und habe viele Obdachlose vor den Läden liegen sehen. Eine der Frauen wollte zur Christmette gehen. Da bin ich mit ihr zusammen in die Kirche gegangen", erzählt Kentner ihre Erlebnisse.

Nach diesen nachdenklich stimmenden Worten und einem weiteren Becher Glühwein beenden die Alt-Erkrather nach 20 Minuten ihre kleine Adventsfeier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort