Tüv läuft ab – das Medi-Mobil rollt im Januar ins Aus

Caritas und Diakonie benötigen Anfang 2010 ein neues Auto, um Obdachlosen helfen zu können.

Krefeld. Es ist 18 Uhr als Streetworker Thorsten Henkel, Ärztin Martina Kruß, zwei Sanitäter und ein Helfer in das Medi-Mobil steigen. Der Motor des ausrangierten Krankenwagens springt auf Anhieb an - ein Erfolg. Klappernd geht es Richtung Lutherstraße zum Obdachlosenzentrum, wie jeden Dienstag.

Der Unterschied: Diese Tour wird eine der letzten für das Auto, Baujahr 1987 sein. Seit 2002 ist für die ärztliche Versorgung von Obdachlosen und Drogenabhängigen auf Krefeld Straße im Einsatz ist. Aber jetzt steht fest, das Auto kommt Anfang 2010 nicht über den Tüv. "Wir müssen schnell ein neues Auto haben, sonst müssen wir den Dienst einstellen", sagt Thorsten Henkel.

Um 18.10 Uhr kommt das Medi-Mobil an der Lutherstraße an. "Braucht hier jemand medizinische Hilfe", fragt die Ärztin im Zentrum. Keiner meldet sich. "Das kommt vor", sagt Henkel. Das schlechte Wetter leistet an diesem Abend seinen Beitrag, alle verkriechen sich. Sonst kommen jede Woche bis zu zwölf Patienten. So hat das Medi-Mobil-Team eben Zeit für einen Plausch. "Es geht eben nicht nur um die medizinische Versorgung, viele kommen um zu Reden", sagt Kruß.

Um 18.30 Uhr geht es zurück ins Medi-Mobil. Nächste Station ist der Südbahnhof. Auch hier wartet noch kein Patient um sich zur Behandlung auf die Liege zu legen. "Die meisten, die sich von uns behandeln lassen, haben Erkältungen oder Abszesse von den Spritzen", erklärt Martina Kruß.

Die Allgemeinmedizinerin wechselt sich mit sieben weiteren Ärzten bei der Besetzung des Medi-Mobils ab. Das komplette Team arbeitet ehrenamtlich, Salben, Verbandszeug und Medikamente werden von einer Apotheke gespendet. Die Einrichtung des neuen Autos würden Caritas und Diakonie ebenfalls von Spenden finanzieren. "Wichtig ist nur, dass der Wagen Stehhöhe hat, eine Liege Platz findet und er nicht über 3,5 Tonnen schwer ist", sagt der Streetworker.

Mittlerweile hat es stärker angefangen zu regnen. Auch in der Bahnhofsmission auf Gleis eins braucht niemand Hilfe. "Wir tauschen uns aber mit den Mitarbeitern aus, ob ihnen jemand aufgefallen ist, der Hilfe braucht", erklärt der Streetworker.

Auf dem Rückweg stoßen die Helfer dann doch noch auf einen Patienten: "Ihr seid doch die Leute vom Medi-Mobil. Ich hab da immer so Schmerzen in der Seite, können Sie mal gucken?" Im Gespräch mit Martina Kruß wird schnell klar, der Mann sollte einen Spezialisten aufsuchen.

"Viele haben eine Krankenversicherung und können sich auch in der Praxis behandeln lassen. Einige sind aufgrund ihrer Drogensucht einfach nicht fähig in einem Wartezimmer zu sitzen. Und sie sind da einfach auch nicht gerne gesehen", sagt Henkel. Wenn ein Patient in Krankenhaus muss und keine Versicherung hat, kümmert sich der Streetworker. "Darum ist es gut, dass ich mitfahre. So geht das alles Hand in Hand."

Am Südbahnhof ist die Arbeit des Medi-Mobils um 19Uhr beendet. Nächste Station ist der Theaterplatz. "Auf der Platte ist immer was los", weiß Henkel. Bis 20 Uhr sind die Helfer unterwegs. Dann geht es zurück. Und das alte Auto hat wieder einen Dienst geschafft.

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