„Im Film bin ich der Mann mit der Zeitung“

Bruno Sonnenweber hat als Komparse bei den Krefelder Film-Szenen von „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ mitgewirkt – und dabei eine Gemeinsamkeit mit der Hauptfigur entdeckt.

Krefeld. Eigentlich will er seine Lebensgefährtin nur zum Casting chauffieren. Mehr aus Langeweile geht er dann doch mit hinein, lässt sich im alten Dujardin-Werk fotografieren und von der Schauspiel-Agentur in die Kartei aufnehmen.

Wie es der Zufall so will, wird Bruno Sonnenweber eine Woche später eine Komparsen-Rolle im Film "Maria, ihm schmeckt’s nicht" angeboten. "Ich war schon ein wenig neidisch auf ihn", sagt seine Lebensgefährtin Monika Borchardt, die selbst gerne bei den Dreharbeiten in Krefeld mitgewirkt hätte. Aber natürlich freue sie sich für ihn.

An einem kalten Dezembermorgen um acht Uhr bereitet sich der 62-Jährige dann auf den ersten Fernseh-Auftritt seines Lebens vor. Maske und Garderobe für die Statisten sind in der Diskothek "Meilenstein" neben dem Bahnhof eingerichtet. Hier herrscht bereits hektisches Durcheinander.

Bevor Bruno Sonnenweber jedoch in seinen Anzug schlüpfen darf, ist das Styling seiner Haare an der Reihe. Sie sind ein wenig zu lang für die Mode der 60er Jahre, in denen der Buch-Bestseller des Meerbuscher Autors Jan Weiler spielt.

Die Haare müssen also ab - und werden von den eifrigen Visagisten an den Seiten sogar zu kurz geschnitten, berichtet der ausgebildete Skilehrer. Schlimmer als die neue Frisur findet Sonnenweber aber sein Outfit. "So etwas würde ich privat nie tragen." Aber es ist ja auch nur für ein paar Stunden - um genau zu sein fünf. Dann ist der Filmdreh für ihn beendet.

Die Szenen, in denen er mitspielt, sind im Kasten. Wie zum Beispiel die Einstellung, in der er ganz vertieft in seine Zeitung auf dem Bahnsteig steht und wartet. Mit dem schwarzen Mantel, dem Hut, braunen Anzug und der Aktentasche wirkt Sonnenweber wie ein Vertreter.

Als der Zug einfährt und ein paar Meter von ihm entfernt hält, muss er die Zeitung zusammenfalten und sich in Richtung Waggon begeben. Soweit die Regie-Anweisung. Dem Zug entsteigt ein junger Italiener. Bruno Sonnenweber soll ihm freundlich zunicken. Das macht er gut. Seine Statistenrolle hat er voll erfüllt. Mindestens so professionell wie Christian Ulmen, der die Hauptfigur Jan spielt und in der Buch-Verfilmung bei seinem italienischen Schwiegerpapa Antonio Marcipane um die Hand dessen Tochter Sara anhält.

Mit Jan kann Bruno Sonnenweber gut mitfühlen. Auch Bruno Sonnenweber ist seiner großen Liebe in ein anderes Land gefolgt: 1985 ist er von Österreich nach Krefeld gezogen, um seine erste Frau zu heiraten. Sie starb nach zehn Jahren. Seine jetzige Lebensgefährtin lernte er Jahre später kennen.

"Ich bin als Entwicklungshelfer nach Deutschland gekommen." So hatte sich der gebürtige Tiroler damals bei Monika Borchardt vorgestellt. Noch immer müssen beide über diesen Scherz lachen. Sonnenweber war deutschlandweit in großen Warenhäusern als Berater in der Skiabteilung tätig. "Ich habe den Leuten gezeigt, wie Bindungen montiert und Ski gewachst werden", sagt er.

Die kleine biografische Gemeinsamkeit mit der Hauptfigur der italienisch-deutschen Komödie hat der Statist erst während der Dreh erkannt. Wie es ihm sonst "beim Film" gefallen hat? "Sehr gut. Es hat Spaß gemacht. Ich würde auch ein zweites Mal nicht Nein sagen."

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