Tai Chi Chuan: Körper und Geist im Einklang

Die Taiwan-Do-Akademie im St. Josefshospital zeigt, wie die chinesische Bewegungslehre Senioren helfen kann.

Krefeld-Uerdingen. Hier könnte man fast eine Stecknadel fallen hören, obwohl sich etwa hundert Leute im Raum befinden. Die Ruhe und Konzentration der sechs älteren Damen, die in der Mitte ihre Tai-Chi-Chuan-Übungen vorführen, haben sich auf das Publikum übertragen. Leise asiatische Musik fördert die entspannte und wohltuende Atmosphäre — wäre da nicht das Klicken der Fotoapparate.

Die Taiwan-Do-Akademie Uerdingen hatte ins St. Josefshospital geladen, um die Verbindung von Gesundheitslehre und Kampfkunst zu demonstrieren. Für die reiferen Semester auf der Schaufläche geht es nicht ums Kämpfen oder darum, etwas zu beweisen. Für sie stehen Atmung, Konzentration und Bewegungslehre im Vordergrund. Das Zusammenspiel von äußerer und innerer Haltung und Atmung ist wichtig.

Die Beschäftigung mit Taiwan Do soll auch praktische Lebensphilosophie sein, wie Harald Paßlack, Leiter der Uerdinger Akademie, es ausdrückt. Bei den Mitgliedern der Seniorengruppe wird das im Gespräch mit Gerda Polenz deutlich.

Die 74-Jährige fing vor acht Jahren mit Tai Chi Chuan an, als sie noch gesund war. Es war damals eine schwere Zeit für sie, weil ihr Mann todkrank war. Er starb an Krebs — und kurz danach erkrankte auch sie. Doch sie hörte nicht auf: „Wenn man das Tai Chi macht, kann man an nichts anderes denken. Man ist bei sich. Ich habe nie aufgehört, nur eine schwere Operation hat mich für zwei, drei Monate gebremst.“

Gerade die Gemeinschaft der Tai-Chi-Gruppe habe ihr sehr geholfen. „Die ganze Gruppe hat mich so mitgenommen, auch mit nur ein paar Härchen während der Chemotherapie“.

Aber auch andere Senioren haben größere gesundheitliche Probleme, erzählt sie. Da gibt es Schlaganfall- und MS-Patienten, und die älteste Dame (84 Jahre) brach sich die Schulter.

„Komm bloß wieder!“, munterte man sie auf. Alle, die einmal in der Tai-Chi-Gruppe sind, bleiben dabei, weiß Gerda Polenz. „Man kann Tai Chi immer machen, solange man überhaupt noch laufen kann.“ Wenn der Bewegungsradius eingeschränkt ist, ließen sich die Übungen auch in geringem Umfang durchführen, aber das Ziel sei, äußere und innere Haltung in Einklang zu bringen. Das kann auch im hohen Alter erreicht werden — die Damen des Kurses beweisen es.

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