40.000 Narren rufen „Oeding Helau!“

943 Zugteilnehmer mokieren sich unter anderem über den schrumpfenden Markt und das St. Josefshospital ohne Babys.

Krefeld. Am Anfang zeigt Petrus ein Herz für Karnevalisten. Als sich Punkt 13.11 Uhr die ersten Karnevalswagen an der Friedensstraße in Bewegung setzen, strahlt die Sonne über dem Uerdinger Tulpensonntagszug. Doch dann regnet es nicht nur Kamelle. Ein fieser Schneeschauer setzt ein. Der beeindruckt die ausgelassen feiernden Jecken aber nicht sonderlich. „Oeding Helau!“ schallt es weiter fröhlich an allen Ecken auf der vier Kilometer langen Zugstrecke.

Das närrische Volk schunkelt, singt und verteilt nach Herzenslust Bützchen. Rund 40.000 Zuschauer säumen die Strecke bis zum Rathaus. In Garagen und Vorgärten steigen Nachbarschaftsfeten. Es wird sogar gegrillt. Die meisten großen und kleinen Jecken haben sich fantasievoll verkleidet. Wikinger und Hobbits, Mexikaner und Schlümpfe, Nonnen und Teufel, Vampire und Engel begrüßen den närrischen Lindwurm.

943 Teilnehmer zählt der Zug. Das sind 250 weniger als im Vorjahr. „Das liegt an den vielen Auflagen beim Wagenbau“, erklärt Zugleiter Thorsten Horrix den Schwund. Sechs Kapellen, elf Fußgruppen und 15 Mottowagen schlängeln sich durch die Straßen der Rheinstadt.

Die Rumelner Dorfschänken-jecken sind auf ihrer Narrenburg außer Rand und Band. Als Bauern verkleidet lenken die Oedingsche Blagen die Aufmerksamkeit auf den langsam schwindenden Markt Am Röttgen. Ganz weg ist bald die Geburtsklinik. Daher hat sich die Vereinigung Uerdinger Minister als „De letzte Blage von St. Josef“ in rosa und hellblaue Babykleidung geschmissen. Mit Trinkfläschchen und Riesenschnullern sind die etwas zu groß geratenen Wonneproppen bestens ausgerüstet.

Neu im Zug ist der Hundeverein Uerdingen. Die Vierbeiner haben als Vertretung Frauchen und Herrchen geschickt. „Der tut nix“, versprechen sie. Aus Liebe zu den farbenfrohen Kostümen kam Enho Neman (rückwärts gelesen: Ohne Namen) auf das Thema Orient. Mit Turban auf dem Kopf und Perserteppichen am Wagen begleiten die Jecken den Zug.

Die KG Eulenturm zieht mit kunstvollen Masken alle Blicke auf ihr „Venedig am Rhein“. 15 000 Rosen verteilen die Venezianer an das närrische Straßenvolk. In glitzernden Cheerleader-Kostümen beeindrucken die Uerdinger Ex-Prinzessinnen. Bunt, bunter, Braunschweiger Narrenzunft: Als Hippies mit Langhaarperücke, Schlaghose und Plateausohlen lassen die Karnevalisten auf ihrem Prunkwagen die 70er Jahre aufleben.

Für „Happy Sound“ sorgt das Krefelder Fanfarenkorps mit 17 Musikern und Evergreen-Sänger Michael Nikolaus. Hoch zu Ross nimmt die Bürgerwehr an dem Spektakel teil. Standesgemäß reist Kinderprinzessin Joelina I. in einer märchenhaften Kutsche. 75 Kinder der Jugendabteilung KG Op de Höh und der BNZ Jugendgarde begleiten ihre Hoheit.

Das Beste kommt zum Schluss: Prinzessin Anke I. und Prinz Torsten I. feiern den Höhepunkt ihrer närrischen Regentschaft. Das Motto „Manege frei der Oedingsche Narretei“ ziert ihren blumengeschmückten Wagen. „Und tschüss“ ist hinten drauf zu lesen. Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt „Oeding Helau!“.

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