Die Wächter über die Uerdinger Lichterketten

Jedes Jahr im Sommer überprüfen drei fleißige Männer die rund 3000 Birnen des Uerdinger Adventschmucks.

Krefeld-Uerdingen. Vor drei Jahren gab es in Uerdingen zur Weihnachtszeit lange Gesichter. Die Rheinstadt musste erstmals ohne ihre geliebte Weihnachtsbeleuchtung auskommen. „Keiner hat sie gepflegt und gewartet, niemand hat sie aufgehängt“, sagt Antonios Wolf, langjähriger Leiter des Uerdinger Werberings. „Es hat einfach keiner die Initiative ergriffen.“

Noch schlimmer: Die Weihnachtsbeleuchtung befand sich bereits auf bestem Weg in Richtung Schrottpresse. Dass Uerdingen im Dezember wie gewohnt wieder im weihnachtlichen Glanz erstrahlen wird, ist Antonios Wolf, Klaus Kemper und Jürgen Stienen zu verdanken. „Es kann ja nicht alles vor die Hunde gehen“, sagte sich Wolf damals und übernahm, „ohne lange zu überlegen“, die Initiative.

Die drei Pensionäre im Alter zwischen 64 und 73 Jahren engagieren sich ehrenamtlich „für eine schöne Rheinstadt Uerdingen“. Sie riefen die „Arbeitsgruppe Weihnachtsbeleuchtung“ ins Leben. Anfangs war noch der Gastwirt Markus Hansen mit von der Partie, er lebt heute in Bremen. Jeden Sommer krempeln die Herren die Ärmel hoch und begeben sich eine Woche lang an ihren Arbeitsplatz in einer privaten Tiefgarage auf der Bruchstraße. Dort werkeln sie jeden Vormittag an den 109 Einzelelementen der Weihnachtsbeleuchtung.

Die meisten sind in Stern- oder S-Form, aber es gibt auch Tannenbäume, das Uerdinger Wappen und einen Kometen. Rund 3000 tropfenförmige Lampen müssen überprüft werden. Auf einem Arbeitstisch in der Mitte der Garage wird jedes einzelne Element an einen Sicherheitstrafo angeschlossen, sorgfältig geprüft und gegebenenfalls repariert. „Jedes Jahr sind an die 600 Birnen kaputt“, sagt Jürgen Stienen.

Um die Stromkosten von 3000 Euro zu senken, werden die großen 15-Watt-Birnen gegen sparsamere mit acht Watt ausgetauscht. „LED-Lichter können wir uns nicht leisten“, erklärt Antonios Wolf. „Die würden 35 000 Euro kosten.“

Die komplette Weihnachtsbeleuchtung hängt nach einem ausgeklügelten System an starken Winkeleisen an den Wänden. Die einzelnen Teile sind nach Straßen sortiert und exakt durchnummeriert. „Ich kann einen Stern von der Wand nehmen und weiß genau, an welchem Punkt der 37 Drähte er später hängt“, freut sich Wolf. „Und das bei 900 Meter Gesamtstrecke.“

Diese Planung ist Klaus Kemper zu verdanken. Der gelernte Maschinenschlosser ist „der große Bastler“ der Gruppe. Er schnitt drei Meter lange Alu-Stangen auf Schlüsselanhängergröße und schlug auf einem kleinen Amboss per Hand die Schlagzahlen und -buchstaben ein. „Das war ein guter Monat Arbeit“, erinnert er sich. Jetzt kennzeichnen die Anhänger jedes Teil der Weihnachtsbeleuchtung wie ein Namensschild. „Wir sind gut organisiert“, sagen die Männer. „Früher brauchten wir zwei Tage, um alles zu verstauen, jetzt sind wir in vier Stunden fertig.“

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