WZ-Bus: Forstwald wird zur Geisterstadt

Am WZ-Bus diskutieren die Bürger das Einkaufsproblem.

Forstwald. In Forstwald gibt es nur noch ein Lebensmittelgeschäft. Und das schließt Ende diesen Monats. Giesela Steegmann muss ihren kleinen Laden aufgrund wirtschaftlicher Verhältnisse aufgeben. Für Neuansiedlungen fehlen die passenden Immobilien. Viele Forstwalder sehen darin eine Katastrophe.

"Früher hatten wir hier zwölf Geschäfte", sagt Elsa Suchanek. "Unter anderem einen Fleischer, eine Lotto-Stelle, eine Post und eine Apotheke." Sie und ihr Mann sind mit dem Gedanken, es im Alter nicht besser haben zu können, hergezogen. Die Bürger in Forstwald waren einst gut versorgt und jetzt bricht das letzte Standbein zur Lebensmittelversorgung weg. Und eine Facette des sozialen Lebens, Treffpunkt.

Wer ein Auto hat, ist schnell im vier Kilometer entfernten St.Tönis. Die anderen, vor allem ältere Bürger, sind auf den Bus angewiesen. "Die jungen Leute, die jetzt auswärts einkaufen, werden auch mal älter. Und dann?", fragt sich Hanni Derenthal. Marcus Bartsch, Vorsitzender des Bürgervereins in Forstwald, bedauert den Fall sehr. "Für ältere und behinderte Menschen und auch für Anwohner ohne Auto wird es schwierig." Er kann nachvollziehen, warum Giesela Steegmann den Laden nicht halten kann: "Hier gehen einfach zu wenige einkaufen."

Es tut den Anwohnern nicht nur um ihre Einkaufsmöglichkeit leid, auch ihre gute Seele Frau Steegmann werden viele vermissen. "Sie hat uns immer mit so viel Elan und Freude bedient", sagt Derenthal. "Das ist ein enormer Verlust." Als einen Kommunikationspunkt, an dem man immer mal jemanden getroffen hat, den man kennt, hat Iris Griesbach den kleinen Laden gesehen. "Wenn ich jetzt mal eine Kleinigkeit vergessen habe, bleibt einem nur noch die Tankstelle." Griesbach glaubt, Forstwald würde mehr und mehr zur Geisterstadt. Dem widersprechen Sigrid und Hans Käsgen vom Blumengeschäft Käsgen, die sich mit einer E-Mail an die WZ-Redaktion gewand haben. "So ganz gehen die Lichter ja nicht aus. Es gibt einen Bäcker, das Post Office und unser Geschäft."

Die schlechte Busverbindung durch Forstwald sorgt dafür, dass sich die Situation noch mehr zuspitzt. "Wenn ich über die Stadtgrenze nach St. Tönis fahre, muss ich immer ein Zusatzticket lösen - und zurück auch", schimpft Hanni Derenthal. Mal eben zum Einkaufen mit dem Bus in die Stadt können die Forstwalder nicht. "Die Hinfahrt dauert 30 und die Rückfahrt sogar 40 Minuten", sagt Derenthal. "Und der Bus kommt auch nur alle halbe Stunde."

Weite Wege mit gefüllten Einkaufstüten sind für viele nicht vorstellbar. "Mein Mann kann das alles gar nicht mehr und ich kann auch nicht schwer tragen", sagt Derenthal. "Wir haben kein Auto. Was machen wir denn jetzt? Wir brauchen hier einen Laden."

Emmi Krupper ist enttäuscht, wie man mit den elementarsten Bedürfnissen der Bürger hier umgeht. "An wen auch immer Sie sich wenden, Sie beißen auf Granit." Hanni Derenthal sieht das genau so. "Wir haben doch einen Bürgermeister. Der muss sich doch um die Leute kümmern. Es ist ein Unding, diesen Stadtteil von allem anderen abzukapseln."

Heidrun Listander kann die Aufregung nicht ganz nachvollziehen. "Jetzt ist es zu spät. Ein bisschen Lokalpatriotismus hätte den Laden doch retten können", meint sie. Ein Geschäft, in dem keiner einkauft, nütze auch nichts. "Hätten hier mehr Leute eingekauft, wäre es nicht so weit gekommen." Aber die älteren Leute ohne Auto seinen einfach aufgeschmissen, meint Birgit Thiel: "Jetzt sind die Supermärkte in der Umgebung gefragt, einen Bringdienst einzurichten." Doch wer das bezahlen soll, fragt sich Listander. "Das lassen die sich gut bezahlen. Möchten Sie die Mehrkosten tragen?"

Für alle ohne Auto hatte Birgit thiel noch einen Tipp: "Einfach einmal pro Woche mit dem Taxi fahren und einen richtigen großeinkauf machen."

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