Polizei auf der Datenautobahn

Wer sich im Netz bewegt, hinterlässt Spuren. Beispiele aus Krefeld zeigen, wie Straftaten aufgedeckt werden.

Krefeld. Immer häufigen jagen Krefelds Polizisten Kriminelle nicht mehr nur auf den Straßen der Stadt, sondern auch auf der Datenautobahn. Doch so anonym die Straftat am Computer auch zu sein scheint, die Täter hinterlassen dort wesentlich mehr Spuren, als sie oftmals glauben.

Das gelingt insbesondere durch die sogenannten IP-Adressen. Die hinterlässt jeder beim Surfen im Internet, und wie anhand einer Telefonnummer der Anschluss ausfindig gemacht werden kann, ist dies auch bei den IP-Adressen der Fall.

"Das ist für uns mittlerweile tägliches Geschäft", sagt Hans Schneider vom Kriminalkommissariat Vorbeugung. Der Beamte nimmt bei Vorträgen im Unterricht oftmals vielen Schülern die Illusion, dass sie am heimischen Computer ungestraft davonkommen können.

So erging es am 10. April beispielsweise zwei jungen Krefeldern (16 und 17). Sie hatten im Internet einen Amoklauf angekündigt. Der Mitarbeiter eines Internetportals war auf die Nachricht aufmerksam geworden und hatte die Polizei alarmiert. Per Gerichtsbeschluss konnte vom Internet-Diensteanbieter in Erfahrung gebracht werden, zu wem die IP-Adresse passte. Da es sich um die Freundin eines der Tatverdächtigen handelte, war der Rest Routine.

Auch zwei brutale Räuber konnte die Polizei im April schnappen, weil sie über die IP-Adresse eines Computers ausfindig gemacht wurden. Die beiden Tatverdächtigen (27 und 29) aus Krefeld hatten einen potenziellen Autokäufer (33) aus Ingolstadt per Internet-Inserat ins Rheinland gelockt. Die Männer holten ihn am Karfreitag in Köln am Hauptbahnhof ab und wollten ihn angeblich nach Willich-Anrath bringen, wo der zu verkaufende Wagen stehen sollte.

Doch in Fichtenhain fuhren sie von der Autobahn ab und hielten dem 33-Jährigen im Europark eine Pistole an den Kopf. Das Opfer musste sein Geld hergeben und wurde gefesselt zurückgelassen. Auch hier konnten die Fahnder später nachverfolgen, von welchem Anschluss aus das Angebot ins Internet gestellt worden war.

Es sei heutzutage eigentlich nur noch die Frage einiger Stunden, bis man herausgefunden habe, wer hinter einer IP-Adresse stecke, sagt der Polizeibeamte Hans Schneider. Natürlich gebe es Verfahren, durch die Straftäter ihre IP-Adresse verbergen könnten. Man finde aber eigentlich immer einen Weg, um letztlich an die Ursprungsadresse zu kommen, so Schneider: "Das dauert dann halt etwas länger." Selbst Anbieter im Ausland stellen kein Hindernis dar: "Wir kriegen auch jemanden in Washington, indem wir dort mit den Behörden zusammenarbeiten."

Üblicherweise sei es so, dass die Polizei bei einer Straftat auf Anfrage die IP-Adresse vom Betreiber der Internetseite erhalte. Aus einem Verzeichnis ist ersichtlich, von welchem Provider diese verwaltet wird.

Oftmals werden IP-Adressen von Computern allerdings nur wenige Minuten verwendet, bei einer neuen Verbindung erhält der Internetanschluss schon wieder eine neue. Da die Diensteanbieter dies aber stets speichern, kann auch später noch nachvollzogen werden, wer hinter welcher Adresse steckt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort