Fußball: Mädchen lassen den Ball tanzen

Die Talente vom Niederrhein trainieren sonntags auf dem Grefrather Sportplatz „Auf dem Heidefeld.“

Niederrhein. Birgit Prinz, Linda Bresonik, Fatmire Bajramaj - das sind die Idole, denen sonntags früh Mädchen zwischen zehn und 14 Jahren auf dem neuen Grefrather Fußballplatz nacheifern. Auf der Anlage "Auf dem Heidefeld" heißen die Hoffnungsträgerinnen allerdings Sarah Schmitz, Annalena Beeren oder Jasmin Seehafer.

Die 40 größten Talente des Fußballkreises 6 (Kempen-Krefeld) bekommen dort einen zusätzlichen Schliff von den Auswahltrainern Ralf Schröder (42) und Uwe Hollenbenders (46). Nach dem Vorbild der Jungs, wo der DFB die Regiefäden zieht, haben die beiden Hinsbecker vor gut einem Jahr einen Stützpunkt für den weiblichen Fußball-Nachwuchs vom Niederrhein aufgebaut.

"Es gibt 53 Mädchen-Mannschaften im Fußballkreis. Aber einige spielen auch in Jungen-Teams. Da ist es gar nicht so einfach, die wirklich Besten zu erreichen", berichtet Ralf Schröder- Vater einer fußballverrückten Tochter- von den schwierigen Rahmenbedingungen ihrer Pionierarbeit. Die Sichtungsphase ist jetzt vorüber- nun wird fleißig trainiert.

Die lizensierten Sportpädagogen holen die Talente dort ab, wo sie in ihren Heimatvereinen wie Fortuna Dilkrath, HülserSV, SuS Schaag oder TuraBrüggen leistungsmäßig angekommen sind. "Wir machen keine Übung ohne Ball und orientieren uns an den Vorgaben des DFB", sagt Uwe Hollenbenders, selbst früher mal ein guter Amateur-Fußballer und Vater von zwei kicker-ambitionierten Söhnen. Anders als beim männlichen Nachwuchs sind Schröder/Hollenbenders allerdings keine DFB-Honorartrainer, sondern reine Ehrenamtler.

Auf ihr momentan größtes Talent angesprochen, sind sich die beiden Fußballlehrer schnell einig: Sarah Schmitz von Viktoria Anrath. Die Zwölfjährige, die durch ihre elegante Ballbehandlung hervorsticht, kickt bereits in den beiden nächsthöheren Auswahl-Mannschaften: dem Dezentralen Stützpunkt in Mönchengladbach sowie dem Zentralen Stützpunkt U13 der Fußball-Legende Martina Voss.

Gleiches gilt für Jasmin Seehafer, die in der D1 bei Rhenania Hinsbeck in der Bestengruppe mithalten kann- bei den Jungs wohlgemerkt. Gute Ansätze zeigt auch Annalena Beeren vom TuSSt.Hubert, die erst vor kurzem für höhere Weihen gesichtet wurde und es in den Dezentralen Stützpunkt geschafft hat.

"Manche Vereine mauern auch und enthalten uns ihre Talente vor", wird Ralf Schröder nachdenklich. Kaum zu glauben: Im Land des zweifachen Frauenfußball-Weltmeisters ist das Selbstverständliche - angemessene Talentförderung - für viele immer noch ein Fremdwort. Doch Vorbehalte sind schnell ausgeräumt, wenn man Schröder/Hollenbenders sonntags mal eine Viertelstunde mit den Mädchen beobachtet: Da wird viel gelacht, das Spiel steht im Vordergrund, auf eine misslungene Aktion folgt ein aufmunterndes "Kopf hoch".

Die Eltern, die sich derweil im Vereinsheim des SV Grefrath einen Kaffee trinken, nehmen das mit Wohlwollen zur Kenntnis. "Wir fühlen uns hier wohl, sind dem SV dankbar, dass wir die schöne Anlage nutzen dürfen, die für alle auch zentral erreichbar ist", sagt Ralf Schröder, noch aus der Puste nach einem "4 gegen 2-Spielchen".

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