Erfolgloses Jahr beim Krefelder EV

Ralph Krueger ist nun der erste deutsche Cheftrainer der NHL.

Krefeld. Ralph Krueger wurde jüngst der erste Deutsche als Headcoach in der National Hockey League (NHL): Ralph Krueger? Da war doch was in Krefeld. Richtig, die älteren Fans des Krefelder EV erinnern sich sicherlich noch an die Spielzeit 1988/89 in der zweiten Liga — leider mit Grausen. Der Deutsch-Kanadier wurde zusammen mit seinem Kumpel Tony Brenner zum Synonym für geplatzte Träume, eine völlig verpatzte Saison und — mal wieder — einem Beinahe-Kollaps der Finanzen. Was war geschehen in dem sogenannten „Krueger-Jahr“?

KEV-Boss Ulli Urban wollte mit Macht in die erste Bundesliga. Legende Vic Stanfield wurde durch NHL-Verteidiger Dave Pichette ersetzt, hinter der Torfabrik Crawford/Hoffmann/Jedrus wurden von der „großen“ DEG Ex-Bundesliga-Topscorer Ralph Krueger und Kollege Tony Brenner losgeeist. In der Abwehr sollte der jetzige Wolfsburger Manager Charly Fliegauf für Stabilität sorgen.

Große Investitionen, große Hoffnungen, große Enttäuschungen. Denn die großen Stars passten vom Spielstil weder zu den Erwartungen, noch zu den Kameraden. Pichette, typischer Defensiv-Verteidiger in der NHL, war mehr Slalomstange als Slalomläufer wie „sein Krefelder Maßstab“ Vic Stanfield. „Der war fast zu gut für unsere damalige Mannschaft“, erinnert sich KEV-Boss Urban heute.

Pichette musste nach 15 Spielen gehen. Der Rest quälte sich durch die Saison. Als dann noch Torhüter Ian Wood verletzt in der Aufstiegsrunde ausfiel, waren die Aufstiegsträume ausgeträumt. Urban musste angesichts der leeren Kassen „Kampfsparen“. Er tat dies — wie üblich — mit blumigen Worten: „Eine Mannschaft mit Herz, mit jungen hungrigen Spielern, die aus Krefeld kommen und gern für Krefeld spielen wollen. Eine Chance für den Nachwuchs.“

Ralph Krueger, der schon in Krefeld zum Wortführer geworden war, arbeitete konsequent an seiner zweiten Karriere. „Über Niederlagen zum Erfolg“ — so lautete später der Titel seines Buches, nachdem er als Trainer im österreichischen Feldkirch und als Coach des Schweizer Nationalteams Triumphe gefeiert hatte. Wie als Spieler zeigte er sich auch als Trainer weniger gottbegnadet denn hart und smart. In der Schweiz fragten sich manche Eishockeyfans, ob Krueger mehr Vortragsreisender in Sachen Teambuilding für Unternehmen oder Trainer sei.

„Das Negative darf nie, nie unsere Denkweise bestimmen“, beschreibt Krueger seine Philosophie. Wenn der 53-Jährige nun als Cheftrainer der Edmonton Oilers in seine erste Saison inn der NHL startet, dann hat vielleicht auch die Krefelder Niederlage ihn ein Stück weiter auf dem Weg zum Erfolg gebracht.

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