TAM wird einen Monat lang zum Kagel-Salon

Fischelner Theater am Marienplatz widmet sich dem argentinischen Komponisten.

Krefeld. Der Salon ist ein privater Treffpunkt für literarische oder auch musikalische Veranstaltungen. Im Fischelner Theater am Marienplatz (TAM) hat Pit Therre jetzt einen „Kagel-Salon“ eingerichtet.

Der 2008 verstorbene argentinische Komponist Mauricio Kagel würde Therre diese Privatisierung nicht übelnehmen. Zu oft war der Wahl-Kölner im TAM zu Gast, um sich dort Inszenierungen seiner experimentellen Stücke anzuschauen.

Therre ist mit Kagels Oeuvre sehr vertraut. Gleich zehn Musikstücke spielt Therre auf Bandoneon, Klavier, Harmonium und E-Orgel. Einmal singt er auch, nämlich Partien aus „Debüt“, einem Teil der szenischen Komposition „Staatstheater“ (1971). Für die hier nötige, teils dadaistisch anmutende Sprechgesangsakrobatik erhält Therre Szenenapplaus.

Zu Kagels Musik gehört (fast) immer die Inszenierung, mit seinem „Instrumentalen Theater“ hat er große Erfolge gefeiert. Dass Therre die Musik zunächst „pur“ bietet, kann man an diesem Abend natürlich bemängeln.

Vielleicht um das zu kompensieren, liest Therre nach jedem Stück aus dem von dem Musikwissenschaftler Werner Klüppelholz herausgegebenen Band „Kagel — Dialoge, Monologe“. So dehnt sich der Abend auch noch. Dass Klüppelholz im Publikum sitzt, macht die Sache nicht besser.

Kagel hatte als Komponist einen Hang zur Verfremdung. Im nachvollziehbareren Fall tobt sich dieser wie bei den „10 Märschen um den Sieg zu verfehlen“ (1978/79) parodistisch aus, in anderen Fällen, etwa bei „Pandorasbox“ (1960), führt das zu hoher Abstraktion.

Musikalisch pendelt der „Kagel-Salon“ zwischen diesen beiden Polen. Die vorgetragenen Texte führen Kagel als originellen Denker mit sehr eigener Sichtweise vor, tragen aber wenig direkt zum Verständnis der Musik bei.

Therres Nähe zum Komponisten Kagel ist vielleicht zu groß, als dass er den Abend für Außenstehende hätte zugänglicher gestalten können. „Hermetik als Programm“ hat Kagel selbst als „eine typische Erscheinung der Neuen Musik“ festgestellt, der Abend im TAM macht da keine Ausnahme.

Jeden Freitag im November, jeweils 22 Uhr

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