Krefelder Gedicht im Briefkasten

Die Hülserin Liesel Willems gehört zu den Preisträgern des landesweiten Wettbewerbs „postpoetry.NRW“. Ihre Lyrik wird nun durch die Welt reisen.

Krefelder Gedicht im Briefkasten
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Post von Liesel Willems bekommen in Zukunft Tausende von Menschen, die die Hülserin gar nicht kennen. Denn die 64-Jährige ist mit weiteren vier Lyrikern Gewinnerin des Wettbewerbs „postpoetry.NRW“. Und ihr Beitrag „Ein Foto“ wird, wie bei den anderen Preisträgern, demnächst als kostenlose Postkarte in Bibliotheken oder anderen Kultureinrichtungen des ganzen Landes zu finden sein.

Hunderte anonyme Bewerbungen waren bei der Gesellschaft für Literatur in NRW eingegangen, die mit der gemeinsamen Aktion von Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, NRW-Kulturministerium und Verband deutscher Schriftsteller die Lyrikszene des Landes unterstützen wollen. Insgesamt werden am kommenden Freitag bei der Preisverleihung in der Düsseldorfer Zentralbibliothek auch über 8000 Euro überreicht.

Das Geld ist allerdings nicht die Triebfeder für Liesel Willems, um an solchen Wettbewerben teilzunehmen. Erlöse ihrer Prosa- und Lyrikbücher spendet sie regelmäßig an die Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes. Für die Krefelderin sind solche Projekte wichtig, um Lyrik an und für sich mehr in den Fokus zu holen. Deshalb ist die aktuelle Auszeichnung für sie auch etwas Besonderes, obwohl es nicht die erste ist. „Es ist toll, auch weil ich nicht damit gerechnet habe“, sagt Willems, die beispielsweise beim 10. NRW-Autorentreffen den ersten Preis gewann. „Und es hilft, weil es ganz schwer ist, als Lyrikerin Verlage, Leser, Lesungen zu bekommen.“

Auch im Kulturraum der Stadt Krefeld gebe es kaum Platz für Gedichte. Das ändere sich zwar langsam, etwa mit der Lyrik-Reihe im Krefelder Literaturhaus. „Aber dass der Krefelder Literaturpreis immer an Romanschreiber geht, ist doch bezeichnend“, sagt die Sozialpädagogin, die in Kindergärten, mit Flüchtlingskindern, als Integrationshelferin bei der Lebenshilfe und zuletzt als Kunstlehrerin am Arndt-Gymnasium arbeitete.

Seit sie im Sommer in Rente gegangen ist, genießt sie die Zeit, die sie jetzt fürs Schreiben findet. „Auch wenn mir die Arbeit immer sehr viel Spaß gemacht hat.“ Am liebsten sitzt sie dann in ihrem Büro. „Ich brauche einen Raum der Stille.“

Viele Jahre war das Leben für sie nämlich sehr turbulent — mit vier Kindern. Die sind mittlerweile zwischen 32 und 37 Jahren alt und Liesel Willems kann sich sehr intensiv ihren Projekten widmen. Zum Beispiel den Veranstaltungen, die sie mit der befreundeten Pianistin Margret van der Rydt-Gautsch organisiert. „Weil Gedichte für die Menschen offenbar anstrengend sein können, mischen wir sie mit Musik“, berichtet Willems von ihren Konzertlesungen.

Ihre bevorzugten Themen für Prosa wie Lyrik sind „Dinge, bei denen ich denke, da sollte man mal hinschauen, da liegt etwas im Argen“. Aber ihr jüngster eigener Band „Komm, fee mich“ zeigt, dass sie auch Liebesgedichte zaubern und sich zu Märchenthemen inspirieren lassen kann.

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