Orgelmusik: Urenkelin Marcel Duprés lebt in Krefeld

Die junge Nachfahrin des Komponisten ist erstaunt über die Bekannte ihres Ahnen.

Krefeld. Claire Bernard ist keine Berufsmusikerin. Sie spielt auch kein Instrument. Trotzdem hat die Musik ihr schon viele interessante Begegnungen vermittelt. Die Pariserin mit vorübergehendem Wohnsitz in Krefeld ist die Urenkelin des französischen Komponisten Marcel Dupré (1886 - 1971). Er zählt zu den bedeutendsten Schöpfern von Orgel- und Chorwerken des 20. Jahrhunderts. Ihre neueste Bekanntschaft ist Andreas Cavelius, Regionalkantor und Kantor der Dionysius-Kirche. Ihn lernte sie durch Kontakte über die in Paris ansässige Association des Amis de l´Art de Marcel Dupré (Vereinigung der Freunde der Kunst Marcel Duprés) und einige glückliche Zufälle kennen.

Andreas Cavelius lud sie spontan zum Abendessen zu seiner Familie ein, wo sie auch auf die Orgelbauer der Bonner Firma Johannes Klais Orgelbau traf, die zur Zeit letzten Schliff an das neue Instrument anlegen. Cavelius’ Verbindung zu Dupré ist intensiv. Sein Lehrer Daniel Roth war Nachfolger Duprés als Organist an der in Fachkreisen hoch geschätzten Cavaillé-Coll-Orgel der Pariser Pfarrkirche Saint-Sulpice. Roth hat seinen Schüler eingehend mit Duprés Musik vertraut gemacht. "Ich bin ja ein großer Verehrer von Dupré", schwärmt Cavelius von Claire Bernards berühmtem Vorfahren und präsentiert sofort den Beweis in der Hand: Duprés bekannte "Variationen über ein Weihnachtslied" hat er 2000 auf einer CD eingespielt.

Auch die Orgelbauer entpuppen sich schnell als Kenner des französischen Orgelmeisters und sind angetan von der Begegnung mit seiner Nachfahrin. "Sie wissen fast mehr über meinen Urgroßvater als ich", stellt Claire Bernard halb amüsiert und halb erstaunt fest. Sie selbst hat ihren Urgroßvater nicht mehr kennengelernt, aber ihre Mutter Jeanne und ihre Tante Alice, die Enkelinnen Marcel Duprés, geben ihre vielen Erinnerungen in der Familie weiter. Viele Orte, an denen Dupré lebte und wirkte, hat Claire Bernard aufgesucht: Sie kennt das Wohnhaus in Rouen, in dem Dupré einen eigenen Konzertsaal mit Orgel hatte, und sein Feriendomizil in Kanada hat sie schon besucht.

Die sympathische, dunkelhaarige 27-Jährige spricht nach einem Jahr in Krefeld sehr gut Deutsch. Sie ist studierte Pharmazeutin und absolviert ein einjähriges Praktikum in Kamp-Lintfort. Ende Juni kehrt sie nach Paris zurück. Und so kann sie die Orgelweihe in der Stadtkirche St. Dionysius miterleben. Für die Eröffnungskonzerte studierte Cavelius’ Vokalensemble Sankt Dionysius Duprés Motetten für Chor und Orgel (Opus 9) ein. Es war schwierig, die Noten zu beschaffen, denn die Motetten werden nur ganz selten aufgeführt und liegen nur in einer längst vergriffenen Ausgabe vor. Das Konzert in der Dionysiuskirche ist am Pfingstmontag um 16:30 Uhr.

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