Falsche Campendonks - Kunstfälscher mit Raffinesse

Thomas Janzen von den Krefelder Kunstmuseen glaubt, dass der Fall noch weitere Kreise ziehen wird.

Krefeld. Im Jahr 2006 versteigerte das Kölner Auktionshaus Lempertz ein Bild des Krefelder Malers Heinrich Campendonk. Der war zwar Mitglied der Künstlergruppe „Blauer Reiter“, dennoch galt der Erlös von 2,6 Millionen Euro für ein Bild dieses Malers als Sensation.

Doch das Bild war eine Fälschung, eine von an die 50 weiteren, die seit Mitte der 1990er Jahre auf den Kunstmarkt gelangt sind. Thomas Janzen von den Krefelder Kunstmuseen trug in der Villa Merländer vor, wie die Fälscher agiert haben.

Ursprünglich sollte Sabine Röder den Vortrag halten, doch da die Campendonk-Expertin vielleicht vor Gericht aussagen muss, wurde sie von Janzen vertreten. In Köln werden vor Gericht stehen: der mutmaßliche Fälscher Wolfgang B., seine Frau Helene, deren Schwester Jeanette S. und der Krefelder Otto S..

Zu Beginn zeigte Janzen Fotos von echten Campendonks, dann das gefälschte Werk „Rotes Bild mit Pferden“. „Stilexperten können hier keinen Unterscheid mehr feststellen“, so Janzen. Der geschickte Pinselstrich war der Fälscherbande aber nicht genug. Ihr Trick war es, auch die Herkunft der Bilder zu fälschen.

Dazu erfanden die Bs. eine Sammlung Werner Jägers, S. eine Sammlung Wilhelm Knops. Beide Männer haben existiert, aber die Sammlungen nicht.

Es wurde behauptet: Jägers und Knops hätten vor dem Zweiten Weltkrieg ihre Sammlungen durch Kauf bei bedeutenden Galeristen — zum Beispiel Alfred Flechtheim — aufgebaut.

In der Kriegszeit seien die Werke versteckt worden, später wollen B. und S. sie geerbt haben. Helene B. und ihre Schwester haben die „Erbstücke“ dann auf den Markt gebracht.

Geschickt, dass nur Bilder gefälscht wurden, deren Titel in Werkverzeichnissen oder Katalogen standen, zu denen es aber keine Abbildungen gab, weil die Werke als verschollen galten.

Auch auf der Rückseite der Bilder brachte man Fälschungen an, nämlich Galerie-Etiketten. Dem Flechtheim-Experten Ralph Jentsch fiel 2008 ein solches Etikett als falsch auf.

Er bekam heraus, dass nur auf Bildern der Sammlung Jägers solche erfundenen Herkunftsnachweise zu finden waren. Die Ermittlungen kamen ins Rollen. Chemische Analysen einiger Bilder brachten ans Licht, dass Farben benutzt wurden, die zur angeblichen Entstehungszeit noch gar nicht gehandelt wurden.

„Der Fall zieht weitere Kreise“, ist sich Janzen sicher. Kunstexperten und Auktionshäuser, die sich von den Fälschungen haben blenden lassen, stehen nicht nur in der Kritik, gegen sie wird teilweise schon ermittelt.

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