Glaskunst schimmert modern

Kreative Purzelbäume statt religiöse Ornamente: An der Girmesgath sind seit Sonntag zeitgenössische Arbeiten zu sehen.

Krefeld. Ein Kopf, wie von Picasso gezeichnet, fällt sofort auf. Doch die kubistische Form stammt nicht vom weltberühmten Maler, sondern von Joachim Klos. Der Künstler, geboren 1931 in Thüringen, hat sie für das Fenster eines Priesterseminars entworfen.

Klos studierte in den 50er Jahren an der Krefelder Werkkunstschule Glasmalerei und Mosaik. Gemeinsam mit August Pigulla und Hubert Spierling bildete er das hochrangige Trio von Schülern des legendären Glaskünstlers Gustav Fünders (1903-1973).

Mit seinem vielseitigen Stil steht der jüngste der drei, der bereits 2007 verstorben ist, jetzt im Mittelpunkt einer Ausstellung, die sich der Glasgestaltung nach 1955 widmet. Damit schließt der Verein Kunst und Krefeld seine mehrteilige Serie zur Glaskunst im Rheinland ab, aus der auch ein sehr informativer Katalogband hervorgegangen ist.

„Nach dem Krieg suchten die Glasmaler neue künstlerische Wege“, beschreibt Kurator Joachim Albrecht die damalige Zeit. Eine Loslösung vom Ornament gehörte ebenso dazu wie die Benutzung anderer Techniken.

Freiere Formen kennzeichnen das Werk von Klos, das er in vielen Kirchenfenstern und Glasobjekten umsetzte. Ob Kubistisches à la Picasso oder Anklänge an Op-Art und kinetische Objekte der 60er und 70er Jahre, Klos ließ sich durch zeitgenössische Strömungen anregen, aber auch von älteren Stilrichtungen.

So zeigt ein schmaler Druckstock einen expressionistisch gestalteten, gekreuzigten Christus. „Das Grafische war Klos sehr wichtig“, sagt Albrecht. Dass er aber auch Farben effektvoll einsetzen konnte, zeigt das wunderbare Glasbild „Rosa mystica“, eine Leihgabe aus dem Kaiser-Wilhelm-Museum.

Neben den „kreativen Purzelbäumen“, wie ein Freund einst Klos’ Arbeitsweise genannt hat, spannt die Schau den Bogen bis in die heutige Zeit. So gibt es von August Pigulla zwei kürzlich entstandene „thermische Gravuren“ auf Glasplatten. „Das Licht macht das Wesen der Glaskunst aus“ sagt der rüstig wirkende alte Herr.

Licht — in Form von Leuchtstoffröhren, die hinter einer Scheibe warm und kalt leuchten — steht auch im Zentrum von Günther Dohrs Arbeiten, die vom traditionellen Glasbild weit entfernt sind. Ins Objekthafte gehen auch die sehenswerten Werke von Thomas Klein, Helle Scharling-Todd, Helga Reay-Young und Andrea Schruck-Matthiolius.

Girmesgath 5. Öffnungszeiten: Do.- So., 15-18 Uhr. Bis 10.Juli.

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