Blättern im Album der Erinnerung

Der Kunstverein blickt zurück auf die vergangenen drei Jahre — und schaut trotz Etat-Kürzungen optimistisch in die Zukunft.

Krefeld. Tradition ist das eine. Davon hat der Krefelder Kunstverein eine Menge zu bieten. Vor 130 Jahren wurde er gegründet, ohne ihn würde es heute kein Kaiser-Wilhelm-Museum geben. Das andere Thema ist Erneuerung: Wer darauf verzichtet, stürzt trotz schönster Tradition schnell in die Bedeutungslosigkeit.

Wie eindrucksvoll der Kunstverein sich in den vergangenen Jahren erneuert hat, zeigt die Ausstellung „Jahresgaben 2013“, die morgen eröffnet wird. Sie ist wie eine kleine Sammlung von Erinnerungen, wie ein Blättern im Album der letzten 14 Ausstellungen, die meisten kuratiert von Thomas Janzen.

Da begegnet man — in deutlich reduzierter Weise — nochmals dem Uerdinger Lichtmaler Günter Dohr, einer nur scheinbar metallischen Keramikskulptur von Markus Karstieß oder den emotionalen Ölbildern von Qiwei Zhang. Man erinnert sich an die magischen Zeichnungen Nikola Röthemeyers und an die Sehnsucht, die Bart Konings Meeresbilder wecken. Auch in Malte Wandels Fotoserie über ehemalige DDR-Gastarbeiter in Mosambik blättert man gerne noch einmal durch. Sein Bildband hat inzwischen den Deutschen Fotobuchpreis gewonnen.

Solche Karrieren zeigen das Gespür, das der Kunstverein bewiesen hat, und irgendwie belohnen sie auch den Mut, jungen, wenig bekannten Künstlern eine Chance zu geben. In einer Kunstszene, die sich oft genug um sich selbst dreht, sind solche Impulse wichtig. Dass sie nicht versanden, beweist das Interesse des Publikums: „Wir hatten dieses Jahr schon weit über 1000 Besucher“, sagt der Vorsitzende Manfred Keller. Als die Flyer zur aktuellen Ausstellung gedruckt wurden, waren schon die ersten drei Arbeiten verkauft. Den Erlös teilen sich Verein und Künstler.

Keller und seine ehrenamtlichen Mitstreiter sind entschlossen, den Kurs fortzusetzen — obwohl auch der Kunstverein im nächsten Jahr deutlich weniger Geld von der Stadt bekommen dürfte. „Das trifft uns, wird uns aber nicht ruinieren“, erklärt Keller selbstbewusst. Er will die mehr als 900 Mitglieder per Brief um „großzügige Zuwendungen“ bitten und weiter jährlich vier bis fünf Ausstellungen stemmen.

2014 sollen am Westwall Fotografien, Grafiken und Plastiken zu sehen sein, möglicherweise auch Konzeptkunst. In einer Gruppenausstellung will der Verein Künstler zeigen, die in Krefeld ihr Atelier haben — auch als „Geste in die hiesige Kunstszene“, wie Keller sagt. Die Vielfalt bleibt also erhalten — als Prinzip der Erneuerung und zur Sicherung der Tradition.

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