Autor Pleschinski erhält für "Königsallee" den Niederrheinischen Literaturpreis

Krefeld. Den diesjährigen Niederrheinischen Literaturpreis erhält Hans Pleschinski (geb. 1956), für seinen Roman „Königsallee“. Darin geht es um eine fiktive Begegnung des Schriftstellers Thomas Mann mit Klaus Heuser, einer Jugendliebe.

Autor Pleschinski erhält für "Königsallee" den Niederrheinischen Literaturpreis
Foto: dpa

1954 steigt Thomas Mann im Breidenbacher Hof an der Königsallee ab. Aus seinem Roman „Felix Krull“ will er im Malkasten lesen. Doch bevor es soweit ist, gilt es, eine ganze Reihe von Begegnungen zu erleben oder zu vermeiden.

Thomas Mann reist mit Gattin Katia und Tochter Erika an, die als seine Sekretärin und Beschützerin agiert. Sie möchte den Kontakt mit Klaus Heuser vermeiden, den ihr Vater 1927 auf Sylt kennengelernt hat, denn sie fürchtet eine große emotionale Bewegung beim Vater. So sucht sie den zunächst noch ahnungslosen Klaus Heuser im Dachgeschoss des Hotels auf. Heuser kommt geradewegs aus Ostasien, mit seinem Gefährten Anwar. Damals durften zwei Männer kein Zimmer teilen — die beiden schieben in ihrer Suite einfach die Betten zusammen. Kaum hat Erika Mann ihre Wünsche vorgetragen, kommt schon der nächste Bittsteller. Es ist der Autor Ernst Bertram mit Nazi-Vergangenheit, der sich von Heuser die Möglichkeit zur Versöhnung mit Thomas Mann wünscht. Der Dritte ist Golo Mann, der sich die Anerkennung des Vaters ersehnt.

Mit Begegnungen und Wünschen ergibt sich für den Leser ein schillerndes Bild der Nachkriegszeit: Menschen, die sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen; Menschen, die auf Versöhnung hoffen; Menschen, die ihre Zukunft anders gestalten möchten. Autor Pleschinski verwebt in seinem Roman Historie und Fiktion.

Heusers Eltern kamen zu dem Empfang im Malkasten, ihr Sohn nicht. Und doch endet der Roman mit einem gemeinsamen Gang von Mann und Heuser in den Garten. Pleschinski hat seinen Mann genau gelesen; und so gibt es im Buch viele Passagen, die dessen Romanen nachempfunden sind. Zudem schildert er die Verhältnisse in Düsseldorf eindringlich und überzeugend: So wird es gewesen sein. Ein eindringlicher Roman, der deutsche Geistesgeschichte und Lebenswirklichkeit klug, humorvoll und menschlich miteinander verbindet.

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