Fastenzeit Weniger Zucker, mehr Gemüse in der Fastenzeit

Krefeld · Die Krefelder Ernährungsberaterin Andrea Stallmann gibt Tipps gegen Kater und für einen gesunden Lebensstil.

 Ernährungsberaterin Andrea Stallmann arbeitet in ihrer eigenen Praxis im Helios in Hüls.

Ernährungsberaterin Andrea Stallmann arbeitet in ihrer eigenen Praxis im Helios in Hüls.

Foto: Andreas Bischof

Alle, die an den jecken Tagen und Nächten zu tief ins Glas geschaut haben, kennen das Problem am nächsten Morgen: Der Kopf brummt, ein flaues Gefühl im Magen. Man kommt nicht so richtig in die Gänge. Ein gebrauchter Tag, wären da nicht die ganzen Verpflichtungen. Wie also fit werden? Wie schon im Vorfeld vorbeugen, damit die Feier nicht in der Katerstimmung endet? Als Ernährungsberaterin hat sich die Krefelderin Andrea Stallmann seit vielen Jahren einen Namen gemacht. Sie gibt Tipps auf Events, sie berät Firmen zum Thema Gesundheit. Auch Sportler kommen in ihre Praxis „Essgenuss Krefeld“. Sogar der Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 hat bei ihr schon angefragt.

Partygästen empfiehlt Stallmann für alle Gelegenheiten: „Die Anti-Kater-Mission beginnt schon vor der Party. Da darf es ruhig mal richtig deftig zugehen. Fett- und eiweißreiche Kost lässt den Alkohol langsamer ins Blut übergehen. Essen saugt nämlich tatsächlich den Alkohol auf. Besonders fettiges Essen bleibt länger im Magen.“ So steige der Alkoholspiegel im Blut langsamer an.

Zucker führt in Kombination mit Alkohol zu Kopfschmerzen

Die ausgebildete Diätassistentin warnt aber auch vor Fehlern, wie zum Beispiel zuckerhaltige Speise und Getränke zu konsumieren: „Durch Zucker wird die Bildung von Abbauprodukten des Alkohols noch unterstützt – die sorgen später für den Kopfschmerz.“ Der Tipp: Wer nach jedem Glas Alkohol ein Glas Wasser folgen lässt, beuge dem Schlimmsten vor. Am Tag danach dürfen es auch gerne Eier und Speck sein. Von säurehaltigen Getränken sollte man lieber die Finger lassen, sagt Stallmann. „Die Säure greift den gereizten Magen noch mehr an.“ Und ansonsten rät die Krefelderin: Raus an die frische Luft.

Dort hält sich die zweifache Mutter auch gerne auf. Sie lebt am Stadtwald, läuft morgens vor der Arbeit gerne eine Runde durch den Park oder schwingt sich aufs Rad. Stallmann, Jahrgang 1965, ist in Krefeld geboren und aufgewachsen, alleinerziehend. Das in Wohnnähe gelegene Bad der Schwimmvereinigung „gibt mir immer ein wenig Urlaubsgefühl“.

Für die nun anbrechende Fastenzeit hat Stallmann auch Ideen entwickelt: „Ein bewusster Verzicht kann Beschwerden lindern und Entzündungsprozesse, etwa bei Rheuma, positiv beeinflussen.“ Fasten als Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensstil sieht sie als positiv an. Weniger Zucker, weniger Genussmittel bis Ostern – dafür mehr frisches Gemüse: „Die Leber wird ihnen danken“, sagt Stallmann, die warnt: „Mehr als jeder dritte Erwachsene hat eine nichtalkoholische Fettleber.“

„Das Bewusstsein für gesunde Ernährung ist gewachsen“

Andrea Stallmann ist schon früh mit dem Thema Ernährung in Berührung gekommen. „Als Kind habe ich schon super gern gekocht.“ Später reifte in ihr der Wunsch, im Gesundheitsbereich zu arbeiten, „Menschen zu helfen“. Auch heute treibe sie der Gedanke an, „Gesundheit und Genuss zu verbinden“. Genuss und die richtige Ernährung müssen dabei kein Gegensatz sein. Das wird viele freuen, die meinen, ihrem Ziel nur mit Verzicht näherzukommen. „Ausgewogenes Essen, ein bewusster Lebensstil, hat viel mit Genussfähigkeit und Eigenliebe zu tun.“ Doch, so sieht es Stallmann, falle es vielen Menschen im Alltag schwer, solche Formeln für sich umzusetzen. Andererseits sieht sie auch eine Veränderung im Umgang mit dem Thema: „Das Bewusstsein für gesunde Ernährung ist gewachsen. Viele Menschen kommen heute von alleine zu mir. Es geht oft um Prävention. Ich betreue längst nicht mehr nur Kranke.“

Essen kann krank machen oder die Gesundheit stärken – das ist eine Lehre, die Andrea Stallmann ausspricht. „Studien haben ergeben, dass rund 80 Prozent unserer Erkrankungen durch falsche Ernährung verursacht oder verschlimmert werden.“ Doch seien heute viele Menschen im Bereich Ernährung unterwegs, ohne fundierte Ausbildung.

Anders ist dies bei Andrea Stallmann. Sie absolvierte ihre Ausbildung zur Diätassistentin an der Uni-Klinik in Köln. Von Januar 1990 bis März 1993 war sie danach am Augusta-Krankenhaus in Düsseldorf tätig. In der Folge wechselte sie in eine führende Position zum Maria-Hilf-Krankenhaus nach Krefeld. Stallmann wurde Mutter, war nach der Elternzeit Diätassistentin bei Salvea.

Auch bei der Ernährungstherapie sah sie Nachholbedarf

Ein schwerer Einschnitt in der Familie brachte ein Umdenken. Durch eine Krebserkrankung ihrer Tochter erhielt Stallmann Einblicke in die Ernährungstherapie in der Onkologie, dem Medizinbereich, der sich mit der Behandlung von Tumoren befasst. Sie erkannte dort viel Verbesserungsbedarf und machte sich schließlich selbstständig: „Durch die Erkrankung meiner Tochter wollte ich mich im Bereich Onkologie und auch Kinderernährung zertifizieren.“

Andrea Stallmann sammelte weitere Siegel, unter anderem als Ernährungsberaterin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, als Diätassistentin für Allgemeine Pädiatrie an der Hochschule Hannover, Ernährungsmedizin in der Onkologie an der Uni-Klinik Freiburg oder im Bereich Ernährungspsychologie an der Hochschule Fulda. Auch hält Andrea Stallmann als Expertin Vorträge für Zahnärzte. Zudem ist sie Anspechpartnerin für Leistungssportler, seit sie sich an der Sporthochschule Köln weitergebildet hat. Über mangelnde Nachfrage kann sich Andrea Stallmann nicht beschweren.

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