Solidarität Es gibt viele Bewerber für die Spargelernte in Corona-Zeiten

Krefeld · Auf dem Meyer-Hof melden sich potenzielle Erntehelfer. Nicht jeder ist für den harten Job geeignet.

 Chef Christian Meyer in seinem Hofladen, der mit verschiedenen Schutzmaßnahmen für Kunden und Verkäufer umgerüstet wurde.

Chef Christian Meyer in seinem Hofladen, der mit verschiedenen Schutzmaßnahmen für Kunden und Verkäufer umgerüstet wurde.

Foto: Ja/Andreas Bischof

Der Frost ist es, der Christian Meyer an diesem Montagmorgen besondere Sorge bereitet. „Minus zwei Grad sind wir im März ja gewohnt, aber minus fünf ist schon heftig“, sagt der Spargelbauer aus Willich. Also ging es nach der kalten Nacht gleich raus auf Feld, schauen, „ob die Stangen überlebt haben“.

Seit einigen Tagen hat die Spargelernte in Krefeld und am Niederrhein begonnen. „Natürlich unter der Dreifachabdeckung der Plane“, sagt Meyer. Beheizt sind seine Felder nicht. „Die Kollegen mit Heizung haben schon ein bisschen eher begonnen.“ Insgesamt beginnt die Ernte recht früh in diesem Jahr. Das Wetter war mild und sonnig, von den letzten frostigen Nächten einmal gesehen. Eigentlich könnten sich die Bauern über den frühen Start noch deutlich vor Ostern freuen – wäre da nicht die Frage, wie man das edle Gemüse vom Feld in die Hofläden bekommt.

Saisonarbeiter können nicht ins Land kommen

Die Grenzen in Richtung Osteuropa sind geschlossen, und so müssen die meisten Landwirte auf ihre fest eingeplanten Saisonarbeiter verzichten. „Sonst weiß ich: Meine Mannschaft ist die ganze Saison über da“, sagt Meyer. „Nun müssen wir jeden Tag von vorne anfangen. Das ist eine riesige Herausforderung.“

Neu anfangen deswegen, weil derzeit jeden Tag neue Helfer angelernt werden. 20 bis 25 Hilfskräfte braucht der Spargelhof, um die Ernte zu meistern. In seiner Not startete der Bauer darum auf seiner Facebook-Seite einen Aufruf, um Helfer zu werben. Mit großem Erfolg: „Die Resonanz war überwältigend“, sagt Meyer. „Nun müssen wir prüfen, wer für die schwere Arbeit bei Wind und Wetter infrage kommt.“ Jede Stange müsse einzeln unter der Folie hervorgeholt werden. Nicht alle Bewerber seien dafür geeignet.

„Es sind sie unterschiedlichsten Menschen dabei, die meisten aus der Umgebung“, sagt Meyer. 17-jährge Schüler, Fridays-for-Future-Aktivisten, Studenten, aber auch Rentner. „Im Gespräch versuchen wir herauszufinden, ob die Bewerber genug Kraft haben.“ Denn der Arbeitstag sei lang, die Kiste, die die Arbeiter schleppen müssen, schwer. Und auch Christian Meyer muss viel Zeit investieren, um die neuen Helfer anzulernen. „Das sind zwei bis drei Tage Arbeit.“ Die Neulinge bekommen Handschuhe, ein Messer, einen Korb und man muss ihnen die richtige Technik zeigen. Und sie müssen den ganzen Tag durchhalten können.

Derzeit nimmt Meyer jeden Tag ein paar neue Bewerber mit aufs Feld. Manchmal ist der Aufwand leider umsonst. „Einige geben nach ein bis zwei Tagen auf, andere fangen morgens an und stellen mittags schon fest, dass sie es sich anders vorgestellt haben“, erzählt der Landwirt. Dann schaue man auf die Liste und melde sich beim nächsten Bewerber – der allerdings auch wieder neu angelernt werden muss. Böse kann Meyer nicht sein, wenn es sich jemand anders überlegt. „Es ist schon ein harter Job.“

Für die neuen wie für die erfahrenen Mitarbeiter gilt in diesem Jahr bei der Spargelernte: Abstand halten, auf dem Feld wie auch in den Fahrzeugen. „Wir achten schon sehr darauf“, sagt Meyer. „Die Fahrzeuge werden nicht so eng besetzt und es gibt Desinfektionsmittel, damit alle fit und gesund bleiben.“

Die ersten Stangen Spargel können bereits im Willicher Hofladen gekauft werden. Meyer beliefert auch viele Läden in der Umgebung, beispielsweise den Benrader Obsthof in Krefeld. Normalerweise zählen auch viele Gastro-Betriebe zu seinen Kunden. Wegen der Restaurantschließungen fällt dieses Geschäft jedoch vorerst weg. „Schlecht“ sei das für seinen Betrieb. Aber immerhin habe er noch das Geschäft ab Hof. Und dort kommt der Spargel bislang immerhin an.

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