Kaarster Landwirte verzweifeln Bauern suchen nach Erntehelfern

Vorst · Die Arbeitskräfte aus Polen und Rumänien dürfen wegen der Corona-Krise nicht einreisen.

 Heiner Goetschkes aus Vorst hat im vergangenen Jahr rund 40 Erntehelfer  beschäftgt.

Heiner Goetschkes aus Vorst hat im vergangenen Jahr rund 40 Erntehelfer beschäftgt.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

. Erdbeerbauer Heiner Goetschkes aus Vorst wird langsam aber sicher ungeduldig: „Je nach Witterung werden wir ab Mitte April dringend Erntehelfer benötigen.“ Aufgrund des Coronavirus werden alle Saisonarbeiter und Erntehelfer aus Großbritannien sowie aus den EU-Staaten Bulgarien, Rumänien, Polen und Österreich an den Grenzen abgewiesen. Das hat das Bundesinnenministerium am Mittwoch bis auf weiteres entschieden. Die Erntehelfer dürfen nicht nach Deutschland, obwohl sie eine Bescheinigung haben, dass sie hier dringend gebraucht werden. Heiner Goetschkes hält nicht viel von den Plänen der Bundesregierung, arbeitslosen Kellnern Erdbeeren pflücken und Spargel stechen zu lassen: „Die Deutschen kriegt man nicht dazu, auf dem Feld zu arbeiten.“ Die Arbeit an frischer Luft und bei Sonnenschein, der den Besuch im Solarium überflüssig macht, sei bereits vor Jahren, als Arbeitslose zum Pflücken eingestellt worden waren, nicht auf große Resonanz gestoßen.

Erdbeerbauer wünscht
sich Lockerung eines Gesetzes

Im vergangenen Jahr hat Heiner Goetschkes knapp 40 Erntehelfer beschäftigt. Er weiß, dass ihm nicht nur das Coronavirus die Suche nach zuverlässigen Helfern erschwert: „In Polen sind die Löhne in den letzten Jahren gestiegen, sodass die Arbeit im Ausland, fern von der Familie, nicht mehr so lukrativ ist.“ Und wenn die Früchte schließlich gepflückt sind, stellt sich Goetschkes die Frage, wer sie denn kaufen soll angesichts der schwierigen Lage. Mit den Polen und Rumänen war der Erdbeerbauer in den vergangenen Jahren immer zufrieden gewesen – besonders zuverlässig seien diejenigen gewesen, die zu Hause eine Familie zu versorgen haben. „Mit jungen Leuten habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Nachdem sie einiges an Geld verdient hatten, wollten sie lieber die Düsseldorfer Kö und den Kölner Dom sehen“, erinnert sich der 53-Jährige. Sechs Rumänen arbeiten derzeit bei Heiner Goetschkes. Der wünscht sich, dass das Arbeitsschutzgesetz gelockert wird, damit der einzelne Erntehelfer mehr Stunden am Tag arbeiten darf. Positiv wäre auch, wenn die Arbeitserlaubnis nicht auf 90 Tage begrenzt würde. Möglich sei auch, mehr Ackerflächen zum Selbstpflücken zur Verfügung zu stellen. Ein Allheilmittel sei das aber nicht, weil viele Kunden nicht pflücken wollten oder – beispielsweise aus Altersgründen – nicht könnten. In Kaarst ist die Sorge nicht geringer: Birgit Pannenbecker vom Loosenhof hat Landwirtschaft studiert und ist mit ihrem Latein dennoch ziemlich am Ende. Bei ihr geht es um Spargel: „Die Spargelernte ist komplizierter als das Erdbeerpflücken“, sagt sie. Die wertvolle Spargelkultur könnte durch unsachgemäßes Stechen Schaden nehmen. „Alle sind zurzeit sehr idealistisch – so möchte uns ein Kaarster Schützenzug helfen“, erklärt Birgit Pannenbecker. Sie sei mit denjenigen Erntehelfern im Kontakt, die in den vergangenen Jahren gekommen waren. Diese seien voller Sorgen, nicht nach Deutschland einreisen zu dürfen. Der Rheinische Landwirtschaftsverband bemühr sich sehr, um zu einer Lösung zu kommen – wie auch immer die aussehen mag. Heiner Goetschkes und Birgit Pannenbecker sind froh, dass es derzeit noch recht kalt ist. Das kühle Wetter lässt Spargel und Erdbeeren langsamer wachsen. So bleibt etwas mehr Zeit für die Suche nach Erntehelfern.

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