Denkmalschutz Der Abriss des Bayer-Kasinos in Hohenbudberg läuft

Uerdingen. · Die Fassade der ehemaligen Werkskantine ist bereits weg, der Rest soll folgen. Die Arbeiten stehen am Ende jahrelanger Diskussionen um das Gebäude.

 Anfang Januar kann man schon in das Gebäude sehen: Die Fassade des Bayer-Kasinos wurde entfernt.

Anfang Januar kann man schon in das Gebäude sehen: Die Fassade des Bayer-Kasinos wurde entfernt.

Foto: Andreas Bischof

Der Abriss des ehemaligen Bayer-Kasinos in Uerdingen ist in vollem Gange. Von der ehemaligen Werkskantine ist mittlerweile nur noch ein Gerippe aus Betonebenen und tragenden Säulen dazwischen übrig. Die großen Glasfronten sind weg, weite Teile des Gebäudeinneren ebenso.

Nun sieht das einst markante Bauwerk eher aus wie ein baufälliges Parkdeck. Wer an den Bauzaun geht, ahnt, dass der Abriss ein gewaltiges Vorhaben ist. Container für Schutt sind aufgereiht, hinter dem Gebäude steht ein Bagger.

Fast 60 Jahre prägte das Kasino das Erscheinungsbild der Rheinuferstraße gleich neben dem Chemiepark. Im Jahr 1961 hatte es der Krefelder Architekt Helmut Hentrich gebaut. Die Materialien Glas, Aluminium und Stahlbeton machten es zu einem typischen Bau dieser Zeit.

Inzwischen gehört das Gelände dem Unternehmen Covestro. Lange kämpften die Verantwortlichen für die Erlaubnis zum Abriss. Den aktuellen Arbeiten ging ein jahrelanges Hin und Her voraus. Die Titelzeilen vergangener Ausgaben dieser Zeitung zeugen von einem Streit, der wohl stets mit dem Namen des Gebäudes verbunden bleiben wird.

Im Mai 2014 hieß es: „Bayer-Kasino ist jetzt ein Denkmal.“ Im Juli 2018 dann: „Bayer-Kasino wird trotz Denkmalschutz abgerissen“. Damit war freilich nicht Schluss. Am 22. August 2019 lautete die Schlagzeile: „Abriss des ehemaligen Bayer-Kasinos beginnt.“ Wenige Tage später revidierte Covestro die eigene Ankündigung und unsere Redaktion verkündete: „Bayer-Kasino wird doch noch nicht abgerissen.“ Das Vorhaben wurde verschoben und kam erst Richtung Ende vergangenen Jahres in Fahrt.

Wie kam es zu dieser Konfusion? Im Zentrum der Debatte stand stets der Denkmalwert des Gebäudes. Vor Jahren wollten die Eigentümer das Kasino bereits abreißen. Der große Sanierungsbedarf war einer der Gründe. Der weitaus wichtigere Grund war wohl, das Grundstück mit Zugang zum Rhein anderweitig zu nutzen. Doch im Jahr 2014 wurde aus dem Plan erstmal nichts. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) kam zum Schluss, dass es sich beim Kasino um ein Baudenkmal handelt. „Die Erhaltung des Kasinos liegt aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur-, garten-, orts- und sozialgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse“, hieß es im Jahr 2014 in einem Gutachten des LVR.

Vier Jahre später folgte die Wende. Trotz eines gültigen Urteils des Oberverwaltungsgerichts Münster zur Denkmalwürdigkeit sollten die Bagger rollen. Darauf einigten sich die Stadt Krefeld und Covestro. Aufgrund „klar nachgewiesener Nicht-Nutzbarkeit“ bekam das Unternehmen die Erlaubnis, das Gebäude unter Auflagen zurückzubauen. So konnten beide Seiten den Gerichtsbeschluss umschiffen. Covestro musste unter anderem auf eigene Kosten eine Dokumentation des Kasinos gemäß des Denkmalschutzgesetzes anfertigen. Das tat das Unternehmen. Denn bei Covestro hieß es im Jahr 2018: „Auch künftig ist weder die Funktion als Kantine noch eine neue Nutzung denkbar – selbst wenn größtmögliche Investitionen getätigt würden. Daher ist der Rückbau die wirtschaftlich sinnvollste und auch einzige Lösung.“

Nachdem der Abriss im Sommer einmal verschoben wurde, laufen die Arbeiten nun also. Was danach auf dem Gelände passieren soll, ließ Covestro zuletzt stets offen. Vertreter des Unternehmens hielten sich vage. Man wolle das Gebäude- und Grundstückspotenzial verantwortungsvoll nutzen, ließ Covestro verlautbaren.

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