VHS Gemeinsam für Deutschkurse

Mit Unterstützung von Stadt und Sponsoren bringt die VHS erwachsenen Flüchtlingen die Sprache bei. Das wird bislang nicht gefördert.

VHS: Gemeinsam für Deutschkurse
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wichtigste Grundlage für die Integration der Flüchtlinge ist der Spracherwerb. Dafür sind, so die Leiterin der Volkshochschule (VHS) Inge Röhnelt, jetzt die Voraussetzungen geschaffen, die Akteure ziehen an einem Strang. Gemeinsam mit der Stadt, der Agentur für Arbeit und Evonik laufen derzeit die ersten Sprachkurse.

Evonik hat bundesweit für die 20 Standorte eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Wie viel davon auf Krefeld entfallen, wollte Standortleiter Bernd Diener nicht sagen, aber die Summe soll bei etwa 100 000 Euro liegen. Die Beteiligung von Unternehmen ist wichtig, weil erwachsene Flüchtlinge keinen Anspruch auf Sprachförderung haben.

Derzeit befinden sich im „Evonik-Kurs“ der VHS 16 Menschen mit guter Vorbildung, vorwiegend aus Syrien, Iran, Afghanistan, Eritrea und ein Albaner in einem Aufbaukurs. Nach 120 Unterrichtsstunden, erläutert ihre Lehrerin Sieglinde Haghour, seien sie in der Lage, sich alltagstauglich zu verständigen und kleine Dialoge zu führen. Die frühere Pädagogin am Goethe-Institut lobt ihre Schüler: „Trotz oft widriger Wohnbedingungen kommen sie immer sehr gut vorbereitet in den Unterricht.“

Einer der Schüler ist der 22 Jahre alte Maschinenbau-Student Ahmed Sheraz aus Aleppo in Syrien. Er ist seit September in Krefeld und in der Koerver-Halle an der Blumentalstraße untergebracht. Auf Deutsch sagt er: „Mein Ziel ist es, mein Studium fortzusetzen. Dafür muss ich unbedingt Deutsch lernen.“

Von der Stadt fließen Mittel aus einer Stiftung und aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, erklärt Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk. Gemeinsam mit der Ausländerbehörde untersucht die Arbeitsagentur berufsspezifische Merkmale der in Krefeld untergebrachten Asylsuchenden. Auch die VHS hat nachgefragt, mit welcher Vorbildung die Menschen gekommen sind. Von den 330 Befragten, 150 davon aus Syrien, weisen mehr als zwei Drittel (226) zwischen fünf und 13 Jahren an Schulbildung nach. 110 der 330 Befragten lernen derzeit in VHS-Kursen Deutsch.

Stadtdirektorin Beate Zielke berichtet, dass sich derzeit rund 2500 Flüchtlinge in Krefeld aufhalten. 44 Prozent von ihnen stammen aus Ländern des Westbalkans und 37 Prozent sind jünger als 18 Jahre.

Wolfram Gottschalk bringt die Idee des „Huckepack-Lernens“ ins Spiel, bei dem Eltern gemeinsam mit ihren Kindern unterrichtet werden und sich gegenseitig unterstützen. Er bedauert, dass erst jetzt Mittel des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auch für die Erwachsenenbildung fließen. „Die haben bisher beschäftigungslos monatelang in ihren Quartieren gesessen. Eine verlorene Zeit.“

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