Sauberkeit in Schulen Putzen ist oft eine Zumutung

Weniger Zeit für die gleiche Arbeit: Eine Reinigungskraft erzählt, warum optimale Sauberkeit in Schulen schwer zu erreichen ist.

Sauberkeit in Schulen: Putzen ist oft eine Zumutung
Foto: Armin Weigel

Krefeld. Elke Daun (Name geändert) hat genug. Die Feststellung eines Schüler-Vaters in der WZ, dass die Reinigungskräfte nicht in der Lage seien, die notwendige Sauberkeit in den Schulen aufrechtzuerhalten, empfindet sie als Angriff. „Wer fragt denn mal, warum das so ist.“

Als ihr Arbeitgeber bei der jüngsten Ausschreibung den Auftrag der Stadt verlor, wurde Daun gekündigt, doch der „Gewinner“ übernahm sie. Ein übliches Verfahren, wie Mahir Sahin, Gewerkschaftssekretär der IG Bau, bestätigt. Fünf Firmen aus Paderborn, Merzenich, Düren und Heinsberg bekamen den Zuschlag — kein Krefelder.

Wie kann der neue Auftragnehmer der Stadt seinen Vorgänger unterbieten? „Die Ersparnis liegt in der Zeitkürzung“, sagt Elke Daun. Was früher in vier Stunden erledigt werden musste, soll heute in 2 Stunden 45 Minuten geschafft werden. Ein Sechs-Stunden-Job wurde auf fünf Stunden reduziert, das Programm von vier Stunden soll künftig nur zweieinhalb Stunden dauern, erzählt sie. „Das geht nicht.“ Das sei aber Standard, sagt Sahin: Bei jedem Auftragswechsel werde das Zeitkontingent gekürzt oder Personal eingespart, „um 30 bis 50 Prozent“.

Intervallreinigung ist das Gebot der Stunde: Mal wird der eine Teil des Gebäudes, mal der andere gereinigt. Toiletten und Papierkörbe sind täglich dran. Dass beispielsweise in Jungentoiletten nicht das Pissoir, sondern der Boden als „Urinbecken“ benutzt wird, sei nur eines der täglichen Ärgernisse, sagt Daun. Papierhandtücher würden durchnässt an die Wand geworfen, Wände mit Fäkalien beschmiert.

Im Vergleich dazu harmlos, aber nicht weniger ärgerlich für die Reinigungskräfte: Stühle, die nicht auf die Tische gestellt, Klassenräume, die nicht besenrein verlassen werden. „Wo nicht gekehrt wird, wird auch nicht geputzt“, sagt Daun.

Viereinhalb Stunden täglich hat sie für acht Klassen, vier Betreuungsräume, Computerraum, Sekretariat, Lehrerzimmer, Mensa, WCs, Flure und Treppenhäuser. In jedem Klassenraum sollen Boden, Tische und Stühle, Fensterbänke, Waschbecken, Heizkörper gereinigt werden. „Das ist nicht zu machen.“ Für 75 Quadratmeter stünden zehn Minuten zur Verfügung. „Und wenn ich die Flure putze, muss anderes liegenbleiben“, sagt Daun. „Anders geht es nicht.“

Dem künftigen Qualitäts-Check sieht Daun mit gehöriger Skepsis entgegen. Schulleitungen und Hausmeister könnten die Leistung der Reinigungskräfte beurteilen, „aber doch nicht Vertreter der Stadt“. Diese verknüpft das Ergebnis der Prüfung mit finanziellen Sanktionen gegenüber dem Dienstleister. Dadurch werde sich langfristig „ein nachhaltiger Erfolg“ einstellen, sagt Stadtsprecherin Angelika Peters.

Daun hofft, dass die Diskussion etwas verändert: „Ich will, dass die Eltern nachdenken, bevor sie Kritik üben. Außerdem wollen viele nicht wahrhaben, dass sich ihr Kind in der Schule völlig daneben benimmt.“

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