„Der tollste Arbeitsplatz der Welt“

Christian Follmer ist seit 25 Jahren der Hausmeister des Greiffenhorst Schlösschens.

„Der tollste Arbeitsplatz der Welt“
Foto: Dirk Jochmann

Linn. Christian Follmer bezeichnet sich als „untypischster Hausmeister mit dem tollsten Arbeitsplatz Krefelds“. Der 55-Jährige hat seit 25 Jahren den Schlüssel zum märchenhaften Greiffenhorst Schlösschen und hütet es rund um die Uhr wie seinen Augapfel. Denn mit Frau Petra und Tochter Paula bewohnt er die obere Etage des Gebäudes, einem der schönsten Häuser Krefelds mit fast 200-jähriger Tradition. Der herrliche Blick von der Terrasse schweift zusätzlich über Wasser, Wald und Wiesen. „Schlossgeist hat mich ein früherer Amtsleiter einmal genannt“, sagt Follmer und lacht. Damit kann er gut umgehen, denn er arbeitet schließlich in einem früheren Garten- und Jagdhaus von Cornelius de Greiff zwischen Hausenhof und Linner Wassermühle.

Dabei ist der Hausmeisterjob eine Nebentätigkeit und „das schönste Hobby der Welt“, wie er sagt, im Auftrag des Kulturamtes. „Im richtigen Leben bin ich Medizinproduktberater. Ich bin jedoch flexibel in meinen Arbeitszeiten, kann beide Tätigkeiten gut miteinander vereinbaren. Hier in Linn gibt es sowieso keine festen Arbeitszeiten.“ Angefangen hatte alles bei einer Familienfeier 1992. „Damals gab es keinen Hausmeister für das schöne achteckige Haus. Ich habe mich als ,weltbester Hausmeister‘ beworben und den Zuschlag bekommen“, erzählt er und schmunzelt. „Die üblichen guten Tugenden wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit gehören zum Job. Und ich betreue die Menschen, die hier ausstellen.“

Der Hausmeister besitzt die Liebe zum Detail und arbeitet daran, dass stets alles im Schlösschen funktioniert: Türen, Fenster, Beleuchtung und vor allem die Sicherheitsschließanlage. „Wenn das Haus nicht bewohnt wäre, würde es hier bestimmt anders aussehen“, findet er. Das Gebäude stellt auf seinen beiden unteren Etagen einen gern genutzten Raum für Künstler dar. „Konzerte, Lesungen, Vorträge, Kunstausstellungen, Empfänge und ähnliche Veranstaltungen finden dort statt. Es kann auch von Privatleuten für Familienfeiern gemietet werden.“

Wenn die Künstler für ein Wochenende kommen, — stets dauern die Ausstellungen von Freitag bis Sonntag — hat Follmer ein besonders waches Auge auf die Besucher. „Wehe es nähert sich einer mit einer Bohrmaschine und will ein Bild an die Wand dübeln“, warnt er, „oder ein anderer will sonst etwas Grundlegendes verändern. Ich gucke immer um die Ecke.“ Kommen jedoch die Senioren vom Altenclub Em Cavenn, steigt er auch selbst auf die Leiter und hilft ihnen. Überhaupt macht er unbürokratisch einiges möglich: „Als der Pianist Michael van Krücker einen Flügel aus Amsterdam anfahren ließ, um zwei CDs in Haus Greiffenhorst aufzunehmen, waren die Hintergrundgeräusche hinderlich“, erzählt der Hausmeister. Kurzerhand verscheuchte er die laut zwitschernden Vögel und die Rasen mähenden Mitarbeiter des Grünflächenamtes. „Zuletzt stellten wir Tische als Schallbrecher hochkant auf. Die CDs wurden klasse.“

Zum 25-jährigen Dienstjubiläum gab es jetzt eine kleine Feier — natürlich im Greiffenhorst Schlösschen. „Mein Chef aus dem Kulturbüro, Jürgen Sauerland-Freer, hat eine schöne Rede gehalten, die genau zum ,Schlossgeist‘ passte.“ Außerdem gab es eine Urkunde und ein Geldgeschenk. Letzteres hat Christian Follmer gleich wieder ausgegeben: für eine Esche in „seinem“ Park vor „seiner“ Tür. Nun hat der engagierte Mann nur noch einen Wunsch: Dass er noch bis zur Pensionierung das Schlösschen hüten kann, es noch lange der Allgemeinheit zugänglich ist und die Künstler dort ihre Werke zeigen können.

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