Erziehung 45-Stunden-Woche: Kinder bleiben immer länger in der Kita

7815 Kita-Plätze gibt es für das kommende Betreuungsjahr in Krefeld. Nur 19 davon sehen eine 25-Stunden-Versorgung vor. Mehr als zwei Drittel der Kinder bleiben den ganzen Tag in einer Einrichtung.

 Hier entsteht die neue Kita an der Cäcilienstraße in Hüls. Im kommenden Winter soll sie fertig werden und 100 Plätze, davon 30 U3, bieten.

Hier entsteht die neue Kita an der Cäcilienstraße in Hüls. Im kommenden Winter soll sie fertig werden und 100 Plätze, davon 30 U3, bieten.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Viele Familien haben derzeit einen Bescheid in der Post, ob ihr Kind im Sommer einen Platz in der gewünschten Tagesstätte bekommt. Der Bedarf an Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren ist nach wie vor hoch. Die Krefelder Kinder gehen aber nicht nur immer früher in den Kindergarten, sie gehen auch immer länger: „Für das kommende Kindergartenjahr haben  66,8 Prozent der Eltern einen Bedarf für 45 Stunden angegeben“, teilt Stadtsprecherin Irene Ehlers auf Nachfrage mit.

Zum Vergleich: Im Betreuungsjahr  2013/2014 lag der Anteil der 45-Stunden-Betreuung noch bei 56,5 Prozent. Weitere 33 Prozent wünschten, so Ehlers, 35 Stunden Betreuungszeit pro Woche und dies in der Regel im Block, also sieben Stunden Betreuung am Stück mit Mittagessen. Das bedeutet, dass nur 0,2 Prozent aller Kita-Kinder in Krefeld zum Mittagessen wieder zu Hause sind.

Insgesamt können im kommenden Kindergartenjahr 7815 Kinder eine Krefelder Kita besuchen (davon 169 Inklusionsplätze). Nur 19 davon sind 25-Stunden-Plätze. Diese sind allerdings nicht unbedingt für die kleinsten Betreuungskinder: 357 Plätze für Kinder unter zwei Jahren wird es ab August geben, davon 287 – also 80 Prozent – mit 45 Stunden Betreuungszeit und 70 Plätze mit 35 Stunden.

Dabei habe die zunehmende Inanspruchnahme von ganztägiger Betreuung nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass das vorletzte Kindergartenjahr ab dem Sommer ebenfalls beitragsfrei sein wird, so Ehlers. Grund sei vielmehr die wachsende Anzahl berufstätiger Eltern und die Tatsache, dass nicht allen Eltern ein fußläufig erreichbarer Platz in einer Kita angeboten werden könne, was – verbunden mit zeitlichen Verpflichtungen der Eltern – zu längeren Wegezeiten und in der Folge einer längeren Aufenthaltsdauer der Kinder führe.

„Viele Eltern pendeln zudem zu ihrer Arbeitsstelle, so dass auch in diesem Fall Wegezeiten die notwendige Aufenthaltsdauer der Kinder verlängern.  Bei den kleineren Kindern kann auch der Mittagsschlaf eine Rolle bei der Buchungszeit spielen“, so die Stadtsprecherin.

Im kommenden Jahr
29 Kita-Platze weniger

Der Ausbau der Kindertagesstätten in Krefeld schreitet voran, dennoch kann die Stadt zum kommenden Kita-Jahr 2020/21 29 Plätze weniger anbieten als im aktuellen. Zwar werden zwei neue Kitas fertig – an der Cacilienstraße und am Appellweg – sowie zwei Kita-Anbauten, dafür fällt die Dependance An de Dreew mit Fertigstellung der Cäcilienstraße weg. Zudem liegt das Projekt, eine neue Kita an der Luisenstraße zu errichten, vorerst auf Eis. Und die Stadt muss zum kommenden Betreuungsjahr einige U3-Gruppe wieder in Gruppen für Kinder über drei Jahren zurück umwandeln.

Grund dafür sind Auflagen, die mit den aktuellen Strukturen nicht zu erfüllen sind. „Teilweise fehlen Gruppennebenräume oder befristete Betriebserlaubnisse werden nicht verlängert, ohne Ertüchtigungen in den Einrichtungen“, heißt es in der Bedarfsfeststellung, die kürzlich im Jugendhilfeausschuss beschlossen wurde. Auch die „konstant hohe Anzahl an Überbelegungen“ verschlimmere die Situation.

Wie viele Kinder genau in diesem Jahr neu aufgenommen werden können, hängt unter anderem auch davon ab, wie viele Kinder in die Schule kommen. Dies kann sich noch bis zum Beginn des Schuljahres ändern.

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