Die Erft erhält in Grevenbroich ein neues Gesicht Der Erft-Umbau geht weiter voran

Grevenbroich · Die Erft-Renaturierung bei Frimmersdorf ist abgeschlossen. Als nächstes ist der Abschnitt vom „Waldtempel“ bis Wevelinghoven an der Reihe, der Erftverband hat die Planung jetzt Auftrag gegeben. Die Bürger sollen beteiligt werden.

 Mit einem Bagger wurden bei Frimmersdorf Buhnen und Inseln angelegt, um Zonen mit unterschiedlichem Fließtempo zu schaffen.

Mit einem Bagger wurden bei Frimmersdorf Buhnen und Inseln angelegt, um Zonen mit unterschiedlichem Fließtempo zu schaffen.

Foto: Erftverband

Die Erft verändert in ihr Gesicht – schrittweise. Ein Etappenziel ist erreicht: Entlang der Frimmersdorfer Höhe hat der Erftverband den letzten 500 Meter langen Flussabschnitt umgestaltet. Rund 450 000 Euro wurden seit 2018 bei Frimmersdorf investiert. Das nächste Teilstück steht bereits fest. „Wir haben jetzt die Planung für den Abschnitt vom ,Waldtempel’, der Kronkorkenhütte in Grevenbroich, bis zum Hemmerdener Weg in Wevelinghoven in Auftrag gegeben“, erläutert Christian Gattke, Leiter der Abteilung Flussgebietsbewirtschaftung in Bergheim. Im Winter 2023/24 soll nach derzeitigem Zeitplan der Umbau starten.

Das Ziel: Die Erft soll von Bergheim bis zur Mündung in Neuss so weit wie möglich „natürlich“ werden – und zugleich den künftig geringeren Wassermengen angepasst werden. Zurzeit speist noch Sümpfungswasser aus dem Tagebau Hambach in erheblichem Umfang den Fluss. Wegen des früheren Aus für den Tagebau schaltet der Erftverband bei der Umgestaltung einen Gang hoch. Im Projektnamen „Perspektivkonzept Erft 2045“ wurde die Jahreszahl mittlerweile gestrichen, es muss schneller gehen.

Die Passage bei Frimmersdorf, einer von 23 Abschnitten, kann der Erftverband nun als erledigt abhaken. Anfang des Jahres waren die Arbeiten auf den letzten 500 Metern gestartet. Auf der Seite zur Frimmersdorfer Höhe wurden mit einem Bagger Wasserbausteine aus der Uferbefestigung entfernt, mit der Kraft des Wassers kann sich der Fluss das Ufer nun selbst gestalten. „Mit den weggenommenen Steinen haben wir im Fluss sieben Buhnen angelegt, um Zonen mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten zu schaffen“, erläutert Gattke. „Außerdem haben wir Inseln angelegt und Totholz in den Fluss gelegt. Die Stämme sind für Fische ein gutes Versteck vor dem Kormoran.“

Mit der Umgestaltung wird die Artenvielfalt gestärkt. Zum Laichen etwa brauchen Fische ruhig fließende Bereiche, die fehlten bislang. Erfolge der Renaturierung seien schon zu sehen. „Barbe und Rotauge kommen bereits deutlich häufiger vor als in Nachbarabschnitten, und im neu gestalteten Uferbereich sind jetzt viele Eisvogelhöhlen“, berichtet Gattke. „Wir sind richtig zufrieden, die Entwicklung geht teilweise schneller voran als man erwartet.“ Nun wenden sich die Planer dem nächsten Abschnitt ein Stück flussabwärts des Grevenbroicher Stadtparks zu. Christian Gattke betont, dass „wir dabei auf jeden Fall die Bürger ins Boot holen wollen.“ Etwa für Spätsommer sei eine Veranstaltung geplant. „Bevor wir mit der fertigen Planung zur Genehmigungsbehörde gehen, wollen wir vorstellen, was wir vorhaben.“

Was bei Frimmersdorf wegen des Geländes nicht so möglich war, ist im nächsten Abschnitt geplant. Der Fluss soll mäandern, in Schleifen fließen. „Wir werden dort die Erft nicht neu bauen, aber den einen oder anderen Bogen neu schlagen“, kündigt der Abteilungsleiter an. Der Flussarm am Stadtpark in Wevelinghoven solle erhalten bleiben, ebenso die Klärteiche nahe der ehemaligen Zuckerfabrik – „ein wichtiges Biotop für Vögel“. Auch einen Fluss begleitenden Weg soll es weiter geben, die Erft soll erlebbar sein. „Wenn möglich, wollen wir flache Bereiche am Ufer schaffen, damit man an den Fluss gelangen kann.“

Abgebaut werden soll die Wehranlage bei der Mühle Kottmann. „Das Wehr wird nicht mehr für die Stromerzeugung aus Wasserkraft genutzt, wir wollen den Fluss für Fische dort durchgängig machen.“ So sei die Barbe ein „Mittelstreckenwanderer“, der am Tag schon mal zehn Kilometer zurück lege, etwa um Laichplätze zu suchen. Wehre seien Barrieren, beeinträchtigen den Lebensraum von Barbe und Co. Im ersten Schritt werden mehrere Varianten für das Teilstück erarbeitet, um die „optimale Variante zu suchen“. Anfang 2022 soll der Antrag bei der Bezirksregierung für den Umbau gestellt werden.

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