Konzerte im Internet Stadtklang: „Unser Budget liegt bei exakt Null Euro“

Düsseldorf · Seit 2011 veranstaltet Stadtklang kostenlose Konzerte an besonderen Orten. Auch jetzt machen Kyung-Il Han und sein Team weiter – mit Streams im Internet.

 Stadtklang – die Künstler in Aktion.

Stadtklang – die Künstler in Aktion.

Foto: Stadtklang

Wo sonst Musikbegeisterte den Zuschauerraum füllen, stehen jetzt Kameras. Jetzt, wo keine Konzerte stattfinden können, müssen Veranstalter und Künstler improvisieren. Und ihre Angebote dort zugänglich machen, wo sie auch ohne Kontakt möglich sind. Das Internet ist derzeit voll von Konzerten und anderen kulturellen Erlebnissen. Auch die Düsseldorfer Veranstalter von „Stadtklang“ streamen nun schon zum fünften Mal das, was sie gerne vor echtem Publikum gezeigt hätten für ein virtuelles.

Stadtklang gibt es schon seit 2011. Gründer Kyung-Il Han wollte Musik und Kultur so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen - außerdem neuen und noch unbekannten Künstlern eine Plattform bieten. Schon mehr als 700 Konzerte fanden seitdem statt. Alle kostenlos. Sich nun auf das neue Format einzustellen, passt gewissermaßen ins Konzept.

„Wir nutzen die Locations, wo die Konzerte hätten stattfinden sollen als Studio“, sagt der Stadtklang-Gründer. Am vergangenen Samstag war das etwa das Chaplins Underground in Meerbusch. Hier waren die Gruppe Neuton aus Düsseldorf und der Wuppertaler Musiker Florian Franke zu Gast. Auch die Künstler sind - soweit möglich - die, die auch für die echten Konzerte geplant waren. Ab 20 Uhr spielen meist je zwei Bands oder Künstler im Wechsel jeweils zwei kurze Sets. Dazwischen gibt es kurze Gespräche mit Kyung-Il Han und den Musikern.

„Es ist schon eine komische Situation und auch sehr ungewohnt“, sagt Kyung-Il Han. Normalerweise stehe er kaum vor der Kamera. Auch den Künstlern fehle das Feedback des Publikums - aber meist gewöhne man sich im Laufe eines Musikabends daran. Auf den Plattformen wie Youtube oder bei Facebook, wo die Konzerte übertragen werden, wird außerdem fleißig kommentiert. „Die Kommentare und Reaktionen teilen wir den Künstlern in den kurzen Pausen zwischen den Sets mit“, sagt Kyung-Il Han. Mehrere Tausend Besucher sehen sich, nach Aussage der Veranstalter, die Streams an. Bei Youtube sind es meist 100 bis 200, bei Facebook einige mehr. Viele rufen die Videos auch noch im Nachhinein auf.

Wie lange Stadtklang mit den improvisierten Konzerten weitermachen will, wisse er noch nicht, sagt der Gründer. „Unser Budget liegt exakt bei Null Euro“, sagt er. Die Locations könnten sie kostenlos nutzen, die Künstler spielen ohne Gage, auch die Techniker verzichten auf Bezahlung. „Wie lange das alle mitmachen, weiß ich noch nicht. Ich selbst arbeite im Moment mehr als je zuvor.“ Und das obwohl es vorher auch schon etwa 16 Konzerte jeden Monat gegeben habe.

„Die Streams sind mit viel Aufwand verbunden. Wir wollen, dass die Videos super aussehen“, sagt Kyung-Il Han. Auch damit die Künstler die Mitschnitte später für sich nutzen können - wenn sie schon nichts am Konzert verdienen. Ein Sponsor würde dem Veranstalter helfen, auch länger durchhalten zu können.

Die nächsten Konzerte sind aber bereits in Planung. Am Donnerstag soll es eine „Sing in den Mai“-Edition aus einer ganz besonderen Location geben: Stadtklang streamt aus der Wagenbauhalle in Bilk. Neben den drei Bands, die nicht verraten werden, hat auch OB Thomas Geisel angekündigt, dem Konzert einen Besuch abzustatten. „Eventuell macht er auch selbst mit“, sagt Kyung-Il Han.

Er freut sich bereits auf die Zeit, wenn es wieder Live-Musik gibt. Auch wenn es danach für ihn wahrscheinlich nicht einfach wird. „Viele Hotels, in denen wir oft Konzerte gemacht haben, haben schon angekündigt, dass sie dafür wahrscheinlich erstmal keine Kapazitäten mehr haben“, sagt Kyung-Il Han. Was er aber aus der Corona-Zeit für danach mitnehmen will, ist das Streamen. „Ich denke, wir werden auch in Zukunft die Konzerte übertragen - auch die mit echtem Publikum.“

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