Prozess in Düsseldorf Prozessauftakt gegen „Gewinnspiel-Betrüger“

Düsseldorf · Eine Bande gaukelte einem Mann vor, er habe Geld gewonnen – doch zuvor müsse er zahlen. Jetzt steht einer der mutmaßlichen Betrüger vor Gericht.

 Eine Bande gaukelte einem Mann vor, er habe Geld gewonnen – doch zuvor müsse er zahlen.

Eine Bande gaukelte einem Mann vor, er habe Geld gewonnen – doch zuvor müsse er zahlen.

Foto: dpa/Peter Steffen

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben fast 1,2 Millionen Euro gewonnen, jetzt sind nur noch ein paar Gebühren fällig.“ Von einer solchen oder ähnlichen Mitteilung hat ein angeblicher Sieger aber offenbar bloß den ersten Satzteil wahrgenommen – und ist dadurch zum Opfer eines bandenmäßig straff organisierten Betruges geworden. Denn diesen Millionengewinn gab es nie, nur die angeblich fälligen Gebühren haben die Täter beim „Sieger“ eifrig abkassiert – fast 450.000 Euro. So steht es jetzt in einer Anklage gegen eins der mutmaßlichen Bandenmitglieder, über die das Amtsgericht am Dienstag verhandelt.

29-Jähiger wurde bei Geldübergabe gefasst

Laut den Ermittlungen hat der Angeklagte (29) innerhalb von acht Tagen bei dem gutgläubigen Opfer dreimal hohe Bargeldbeträge abgeholt, dazu traf man sich stets in der Nähe einer Bank. Der Geschädigte glaubte demnach, erst durch jene Zahlungen könne er die Ausschüttung des Millionengewinns erreichen. Die Bande soll ihm mit wechselnden Mitgliedern immer wieder vorgegaukelt haben, dass vor der Auszahlung erst noch Gebühren, Steuern, Notarkosten oder auch „Sicherheitsleistungen“ fällig seien.

Bei einem ersten Treffen Mitte August 2020 mit dem Angeklagten soll das Opfer direkt 70 000 Euro in bar übergeben haben. Bei einem zweiten waren es laut Anklage noch einmal 11 500 Euro. Und bei der dritten Begegnung mit dem Angeklagten an der Kö händigte das Opfer in einem Umschlag angeblich weitere 46 200 Euro aus. Nur griff diesmal direkt danach die Polizei zu und nahm den Angeklagten samt Geldumschlag vorübergehend fest. Laut den Ermittlungen war der 29-Jährige in dem fein gesponnenen Betrugsnetz nur der kleinste Mitwirkende.

Doch die Drahtzieher, die den Schwindel eingefädelt und dann auch telefonisch immer weiter gesponnen hatten, blieben bisher unbekannt. Sie hatten dem Opfer nämlich vorgelogen, der Mann habe beim Gewinnspiel zunächst 47 500 Euro gewonnen – und hatten diese Sieger-Summe kurz danach noch um 1,14 Millionen Euro erhöht. Allein für die Aussicht auf diesen Gewinnbetrag soll das Opfer laut Anklage bereit gewesen sein, hohe Summen nicht nur an den Angeklagten zu übergeben, sondern auch Geld ins Ausland zu überweisen und sogar Gutscheine bei einem Versandhandel zu kaufen, deren Gutscheincode er dann an die Betrügerbande weiter gab. Für den Prozess gegen den 29-jährigen Abholer, der seine Rolle bei diesem Gewinn-Betrug bisher heruntergespielt haben soll, hat das Amtsgericht nur einen Verhandlungstag reserviert.

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