Feuilletönchen – Die Kulturkolumne Wie klingt eigentlich Düsseldorf?

Düsseldorf · In der heutigen Kulturkolumne denkt unser Redakteur über die Klänge nach, die uns täglich umgeben.

 Wie klingt etwa die Kö? Symbolbild.

Wie klingt etwa die Kö? Symbolbild.

Foto: Judith Michaelis

Eigentlich ist es um uns herum niemals ganz still. Selbst wenn wir das Gefühl haben, spät nachts sprichwörtlich von Totenstille umgeben zu sein, gibt es zahllose Geräusche um uns herum. Beispielweise das stete leise Ticken einer Uhr, Windgeräusche oder das Knarren von Holz, was uns zu Hause umgibt. Aber selbst unser Körper macht unentwegt mal leisere, mal lautere Geräusche. Sie kennen das doch auch, den Trick mit der Muschel, der uns das Rauschen des eigenen Blutes hörbar macht. In Städten wie Düsseldorf ist selbst an besonders stillen Ecken immer ein leises Grundrauschen zu hören, zusammengesetzt aus so vielen Lauten, die sich zu einer Melange mischen. Hier sind es Windgeräusche, Autos, Vogelgezwitscher, weit entfernte Menschen, die lauter reden oder einfach nur ein Flugzeug, das, mal näher, mal weiter weg über unsere Köpfe hinweg fliegt.

Im Alltag nehmen wir viele der uns umgebenden Geräusche gar nicht wirklich bewusst war, wir blenden sie aus, haben uns an sie gewöhnt;  „überhören“ sie einfach. Doch lohnt ein Experiment allemal, sich mitten in der Stadt oder in seinem Viertel mal für einige Minuten – am besten mit geschlossenen Augen, um den Hörsinn zu schärfen – hinzustellen und zu horchen, was man so hören mag. Wenn ich mich in meinem Viertel vor mein Haus stelle, sind es drei Grundgeräusche, die sich beim ersten Hören aufdrängen. Vogelgezwitscher, ein mehr oder minder leises Rauschen von der nicht ganz so weit entfernten Hauptstraße und ein Hauchen der vom lauen Wind gekitzelten Bäume. Da ein Husten aus weiter Entfernung, unweit höre ich ein herzliches Lachen. Ein Motorrad heult auf.

Wenn ich mich vor die Redaktion am Girardethaus an der Kö stelle, stellt sich der Klang der Stadt ein bisschen anders dar. Deutlich mehr Grundgeräusch, Wortfetzen, anfahrende Motoren, auch Vögel sind präsent. Es ist deutlich halliger, Düsseldorf klingt fast wie eine große Kirche, in der sich der Klang des Alltags zu einer großen Sinfonie mischt. Übrigens: Die Idee, dass Alltagsgeräusche Kunst sein können, ist nicht wirklich neu. Musique concrète versuchte aufgenommene Klänge oft aus Alltagsgeräuschen in eine ästhetische Wahrnehmung einzuflechten, mit diesen Geräuschen zu komponieren. Wohl der radikalste Versuch dieser Art ist aber John Cages 4’33’’. In der vorgeschrieben ist, dass der Interpret in drei Sätzen zu schweigen habe „Tacet“. Es erklingt kein Ton, nur die Geräusche des Publikums des Raumes, die so zur Kunst werden.

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