Düsseldorf „Sich nur am eigenen Klang zu berauschen, ist mir zu wenig“

Der gebürtige Rumäne Dragos Manza ist erst 26 und schon Erster Konzertmeister. Jetzt tritt er erstmals als Solo-Geiger auf.

Düsseldorf: „Sich nur am eigenen Klang zu berauschen, ist mir zu wenig“
Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Er gilt als Zauberkünstler an der Geige: Wenn Dragos Manza mit seinem Bogen über die Saiten fährt, entlockt er seinem Instrument aus dem 19. Jahrhundert einen selten inniglichen und leuchtenden Klang. Und begeistert damit Publikum und Kritik. Der gebürtige Rumäne wird im September zwar erst 27 und hat im Sommer die Pianistin Alina Bercu geheiratet, mit der er auch Kammermusik macht. Und doch wählten ihn die Symphoniker bereits vor drei Jahren (da war Dragos 23) zum Ersten Konzertmeister.

Im ersten Abokonzert der Saison (28., 30. und 31. August) sitzt Dragos nun erstmals in der Tonhalle nicht am ersten Symphoniker-Pult, sondern tritt als Solo-Geiger auf - in Mozarts drittem Violinkonzert (KV 219), das das Salzburger Musikgenie mit knapp 19 Jahren komponiert hatte. Vor Beginn der Proben mit Gast-Dirigent Sir Roger Norrington sprach unsere Zeitung mit Dragos Manza, der in seiner Freizeit gerne fotografiert und am Rhein Fahrrad fährt.

Warum haben Sie sich dieses Mozart-Konzert ausgesucht?

Dragos Manza: Ich habe es bereits einmal in Rumänien mit Orchester gespielt. Und hatte es als Schüler schon gelernt.

Wissen Sie schon, welche Kadenzen Sie spielen werden?

Manza: Nein, ich überlege noch, ob ich eine eigene spielen werde oder diejenigen, die ich schon kenne. Davon hängt auch die Dauer des Konzerts ab. Meistens sind das etwa 20 Minuten.

Sie haben mit sechs Jahren mit dem Geigen-Unterricht begonnen. Wie kam es dazu?

Manza: Meine Tante, Lehrerin an einer Musikschule in meiner Heimatstadt Iasi, erkannte die Begabung und gab mir eine Geige. Und ich habe wohl schnell Fortschritte gemacht. Aber mit sechs Jahren war ich eher Spät-Entwickler; denn geniale Geiger fangen viel früher an und haben mit 14 bereits das Studium beendet.

Dennoch: Sie galten als Wunderkind. Wie haben Sie das erlebt?

Manza: Als Kind wächst man in eine solche Rolle hinein. Man macht sich das nicht bewusst. Das einzige war: Ich habe schon in Iasi (im Nordosten von Rumänien) und später in Bukarest an vielen Wettbewerben teilgenommen und sieben davon gewonnen. Und habe im Konzert mit 14 Jahren schon das Violinkonzert von Mendelssohn-Bartholdy gespielt.

Warum haben Sie nicht auf eine Karriere als Solo-Geiger gesetzt?

Manza: Von Solo-Geigern gibt es nur wenige Auserwählte. Da spielt das Schicksal eine wichtige Rolle. Aber sich nur am eigenen Klang zu berauschen, ist mir zu wenig. Das höchste Erlebnis ist für mich, als Geiger in Bruckners Vierter Symphonie mitzuwirken. Dieses Erlebnis kann kein Solokonzert übertreffen.

Ist ein Konzertmeister nicht auch a bissel Primadonna?

Manza (lacht): Ja, ein wenig schon. In diesem Posten kann man ja ein Konzert mitgestalten und muss alle Pulte im Blick haben. Nebenbei trete ich aber auch als Solist auf und mache viel Kammermusik, in Quartetten, Quintetten usw. Begonnen hat das während meines Studiums in Weimar.

Warum gingen Sie nach Weimar?

Manza: Wegen des Lehrers (Friedemann Eichhorn). Er hat mich sehr gefördert. Dort entwickelte sich meine Begeisterung für Kammermusik, ich habe meine Frau (Pianistin Alina Bercu) kennengelernt und mit ihr viel musiziert. 2011 waren wir sogar Preisträger beim internationalen Kammermusikwettbewerb Premio Trio di Trieste.

Sprachen Sie damals auch schon so gut Deutsch wie heute?

Manza: Danke für das Kompliment! Da ich früh wusste, dass ich nach Deutschland gehen werde, habe ich schon als Junge Deutsch gebüffelt. Nicht in der Schule, sondern allein zu Hause.

Sie geben als Konzertmeister bei den Symphonikern den Kammerton an. Wie ist das, wenn einige Ihrer Kollegen vom Alter her Ihre Eltern sein könnten?

Manza: Das war am Anfang nicht einfach. Aber ich weiß ja, dass das gesamte Orchester mich gewählt hat. Außerdem profitiere ich viel von ihren Erfahrungen. Auch in der Oper.

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