Düsseldorf Museumschef trumpft mit Tizian auf

Beat Wismers Rückblick auf 192 000 Gäste und Ausblick auf Babys und ratternde Poltergeister im ehrwürdigen Museum Kunstpalast.

Düsseldorf: Museumschef trumpft mit Tizian auf
Foto: Philadelphia Museum of Art

Düsseldorf. Museumschef Beat Wismer und Finanzchef Harry Schmitz geben sich im Museum Kunstpalast zufrieden, denn die 192 000 Besucher steckten dank ihrer Eintrittskarten im letzten Jahr so viel Geld in die Kasse, dass die Kürzungen durch die Stadt aufgefangen wurden. Wim Wenders sorgte für 65 000 Gäste, gefolgt von Zurbarán, dessen Ausstellung Ende Januar endet und 45 000 Gäste hat. Überraschende 29 000 Teilnehmer nahmen an Führungen teil. Das Interesse wird noch steigen, denn in diesem Jahr sind zugkräftige Ausstellungen geplant.

Familiär wird die Retrospektive des Schweizer Kinetikers Jean Tinguely ab 23. April. Sie beginnt zunächst ganz leise bei den frühen zart-poetischen Drahtplastiken und Assemblagen, um zu den weltberühmten Méta-Matics und dem Spätwerk zu kommen. Der 140 Quadratmeter große Aufbau des „Super Meta Maxi“ darf bestiegen werden. Über Leitern geht es zu den Poltermaschinen. Die Gerätschaften hatte sich Tinguely aus der Asche eines abgebrannten Bauernhofes geholt. Die Schau enthält aber zugleich farbenprächtige Nana-Figuren seiner Ex-Frau Niki de St. Phalle.

Düsseldorf: Museumschef trumpft mit Tizian auf
Foto: Christian Bauer

Pädagogik-Chefin Silvia Neysters guckt dem Tonhallenchef Michael Becker das Faible für Babys ab; auch sie entdeckt Kleinkinder als neue Klientel. Eltern mit Nachwuchs stürmten 2015 die Veranstaltungen am ersten Donnerstag im Monat, stillten, fütterten und wickelten, und nebenbei schauten sie sich die Kunst an. Nach der 45-minütigen Führung konnten die Teilnehmer beim Kaffee plauschen. Nun wird das Programm verstärkt.

Der zweite Höhepunkt wird ab 1. Oktober erwartet, wenn Tizians Porträt des Kardinals Filippo aus Philadelphia angereist kommt. Das Gemälde hat einen Schleier, der den Kardinal zur Hälfte verdeckt. Beat Wismer wird bei „Verhüllung und Enthüllung, Schleier und Vorhang“ auch erotische und gewalttätige Motive präsentieren. Mit dabei sind Verpackungskünstler Christo, der die Hülle zur Lebensaufgabe macht, neben Gerhard Richter, Robert Delaunay, Max Beckmann und Giovanni Bellini.

Die Grafische Abteilung wartet mit Motiven zur „Sommersonne“auf. Das Glasmuseum zeigt zeitgenössisches Glas aus Canberra sowie slowakische Glaskunst aus Bratislava, dem Standort der potenten Glasfabrik Rona.

Überfällig ist ein Überblick über Nic Tenwiggenhorn, den „Porträtisten“ der Kunstszene Europas und Amerikas. Land-Art-Künstler schwören auf ihn. Katharina Grosse lässt sich ihre wuchernden Farbräume von ihm ablichten. Darüber hinaus ist „Nic“ ein hervorragender, freier Künstler.

Es gibt Beachtenswertes, etwa die Buchheister-Ausstellung aus dem Füllhorn der Kemp-Sammlung. Oder die Düsseldorfer Malerschule in Katwijk. Anlass zu Letzterem ist eine große Schenkung von Eberhard Bieber, dessen Großvater German Grobe zu dieser Künstlerkolonie mit Haagener Malern und mit dem Berliner Max Liebermann gehörte.

Noch kann das Museum Kunstpalast aus dem Vollen schöpfen, denn bis Ende 2017 läuft der Vertrag mit dem Energiekonzern Eon, der jährlich 750 000 Euro gibt. Die Stadt steuert sieben Millionen bei, 2015 waren es 7,2 Millionen. Das ist weniger als vor vier Jahren. Wie berichtet, hat sich die Metro als Stifter verabschiedet. Diverse Kunststiftungen und Geldinstitute wie Trinkaus, Stadtsparkasse und Sparda-Bank sowie die Privatleute Bronner senior helfen. In diesem Zusammenhang gebührt dem Freundeskreis ein besonderer Dank, hatte doch Bronner junior durch die Benefiz-Auktion im letzten Jahr dazu beigetragen dass 178 000 Euro in die Museums-Kassen gelangten. Taufrisch ist der Ehrenhof-Preis (20 000 Euro), der zum Rundgang verliehen wird. Er kommt vom Düsseldorfer Unternehmer Georg Landsberg. Eine Jury mit Akademie-Rektorin Rita McBride und Beat Wismer sucht den besten Akademie-Absolventen aus.

Nur beim Museumsdach gibt es nichts Neues. „Es ist eine städtische Angelegenheit und gehört nicht zur Stiftung“, belehrt Geschäftsführer Schmitz. Die Reparatur sei zwar geplant, aber das Datum noch nicht bekannt.

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