Düsseldorf Festival startet mit opulentem Programm

Von Bach bis Poulenc reichte das Eröffnungsprogramm unter der Leitung von Ulrich Brall in der Andreaskirche.

Düsseldorf. Manchmal ist das musikalische Düsseldorfer Urgestein Ulrich Brall nicht zu bremsen: Im Bestreben, zum Auftakt des Düsseldorf-Festivals in der Andreaskirche ein Programm von beträchtlicher stilistischer Spannweite zu erarbeiten, sah er nicht auf Minutenzahlen.

So gab es neben Bachs g-Moll-Fantasie, gespielt von dem jungen Organisten Marcel Ober, noch das Konzert für Orgel, Streicher und Pauken des von Bachs Fantasie inspirierten Franzosen Francis Poulenc sowie das Cellokonzert D-Dur Joseph Haydns, Mozarts Prager Symphonie und dessen Krönungsmesse.

Über einen Mangel an Musik war also nicht zu klagen, schon eher über leichte Unbequemlichkeiten durch langes Sitzen auf harter Holzbank mit steiler Lehne. Doch gab es Momente, da waren Ermüdungserscheinungen wie weggeblasen, beispielsweise im Haydn-Konzert.

Der 25-jährige Cellist Mark Schumann spielte das Solo mit solcher Klang-Vitalität, dass man wie verzaubert war. Gerne lauschte man auch seiner Zugabe, einem Solostück des amerikanischen Klassik-Jazzers Mark O’Connor (geb. 1961).

Das kurze Opus klingt nach angelsächsischer Volksmusik, grundiert von liegendem Basston oder Bordun wie beim Dudelsack. Der junge Cellist absolvierte das ruhige, fast meditative Stück nicht wie eine wahllos gegriffene Zugabennummer, sondern unterbreitete es mit beseeltem Sendungsbewusstsein.

Dirigent Brall, der die klassischen Konzerte des Düsseldorf-Festivals, das früher Altstadtherbst hieß, vom Gründungsjahr an leitet, erwies sich einmal mehr als Fels in der Brandung in heikler Mission.

Es war ein Wagnis, das Orgelkonzert Poulencs in der Andreaskirche aufzuführen mit ihrer erheblichen Distanz zwischen Orgelempore und Orchesterpodium. Ganz auf den Punkt brachte man es zwar nun nicht, doch der erzmusikalische Brall hielt die Zügel souverän in der Hand, mit einem Ohr beim Organisten, mit dem anderen am Orchester.

Zuletzt stand also Mozart auf dem Plan. Vielleicht hätte die Krönungsmesse als Schlussstein des Prunkabends genügt, doch es musste ja noch die Prager Symphonie aufs Programm, um subtilste musikalische Werkbezüge herzustellen.

Auf die Symphonie wäre gleichwohl am ehesten zu verzichten gewesen, nicht aber auf die sonnige C-Dur-Messe, bei der nicht nur die Westdeutschen Symphoniker, sondern auch der Chor der Andreaskirche und vier Gesangssolisten mitwirkten. Es wurde ein majestätischer Abschluss zum Staunen und Wiedererwachen.

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