Düsseldorf Bert Gerresheim ehrt Mutter Ey

Der Bildhauer stellte sein kleines Modell für ein großes Denkmal der Johanna Ey vor. Es kommt in Übergröße im nächsten Jahr an die Neubrückstraße.

Düsseldorf: Bert Gerresheim ehrt Mutter Ey
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Johanna Ey war eine arme Kirchenmaus mit einem großen Herzen für die Künstler ihrer Generation. Bert Gerresheim macht aus ihr eine Heldin. 2,70 Meter hoch wird die Bronzefigur, die vom Projektentwickler Frankonia bezahlt und im kommenden Jahr an der Neubrückstraße aufgestellt wird. Sie kommt auf den „Ey-Platz“ im neuen Andreas-Quartier. Am Samstag stellte der Bildhauer sein Modell in der Gießerei Schmäke vor.

Bert Gerresheim, Künstler

Die Idee dazu hatte er schon vor vielen Jahren. Der Auftrag zog sich jedoch hin, bis der Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven Kontakt zur Frankonia aufnahm. Im Ohme Jupp wurden die Pläne ausgeheckt. Sie gelten längst nicht mehr nur einem Standbild. Dazu kommt im Neubau hinter dem Denkmal eine Arbeit für das Ey-Café, über dem die Frankonia auch eine Galerie spendiert, wo Studenten mietfrei ausstellen.

Gerresheim war 13 Jahre alt, als er Johanna Ey kennenlernte. Er erzählt: „Sie sah mit ihren 80 Jahren aus wie ein etwas zerzaustes Denkmal mit aufgelösten Haaren. Es war nach dem Krieg, und sie saß da wie ein Monument.“

Nun wird sie auch ein Monument. Gerresheim stellt sie vor einen Kaffeetisch, denn für den Bildhauer ist diese Frau noch immer eine „Kaffeetante“. Sie zeigt ein magisches Ei, welches wider jede Natur senkrecht steht. Das Ei verbildlicht ihren Namen, deutet aber auch auf ihre suggestiven Kräfte hin, aus jungen Künstlern Berühmtheiten zu machen. „Großes Ei, wir loben dich“, textete Max Ernst, dessen Bilder sie bis 1931 verkaufte.

Der Porträtist hat die mütterliche Figur stilisiert. Sie steht da wie eine Siegerin, das Haar zu einem Krönchen gesteckt. Sie ist umgeben von den Werken ihrer Künstler und tritt selbst aus einem Bild heraus und stützt sich auf ein Bild. Und der Bildhauer philosophiert: „Johanna Ey stützt die Kunst und wird von ihr gestützt. Nur so kommt sie zu ihrem Image und hat einen Platz in der Moderne.“

Gerresheim umgibt sein Standbild von Bildern, in der Regel Selbstporträts der Künstler, für die sie eingetreten ist. Pankok erscheint als Doppelkopf, Schwesig als Stürmer und Dränger. Bei Pankok hatte Gerresheim selbst noch studiert. Schwesig lernte Gerresheim in Oberkassel kennen, wo seine Mutter in der Bäckerei der Tante Brötchen verkaufte. Er schildert ihn als einen „verwachsenen Zwerg“, der seine Mutter als Modell haben wollte. Jenny Gerresheim sah nach den Worten ihres Sohnes „sehr passabel aus, ein bisschen füllig, aber war partout kein Modell.“

Die erste Galerie der Mutter Ey lag in einer Bäckerei an der Ratinger Straße 45. Später war es der Hindenburgwall 1a, heute Heinrich-Heine-Allee/Kunstsammlung. Der Standort der Skulptur an der Neubrückstraße ist nur einen Katzensprung von Eys ehemaliger Galerie entfernt. Im Ey-Café wird Gerresheim ein großes Ei aufbauen und neben den Kaffeehaustisch einen Stuhl stellen, aber ohne Sitz. Auf diese Weise ehre er die Tote, sagt er.

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