Düsseldorf Bissig — bis die Liebe kommt

Schauspieler bestechen in der Premiere von „Mein perfekter Partner“ in der Komödie an der Steinstraße.

Düsseldorf: Bissig — bis die Liebe kommt
Foto: Raffaele Horstmann

Düsseldorf. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, die Liebenden. Kaum ist die neue Flamme da, bekommen die alten Lebensgefährten Verbaloffensiven geliefert von ausgesuchter Unfreundlichkeit. „Mein perfekter Partner“ heißt das Stück über zwei sich trennende Paare. Jetzt war die Premiere in der Komödie.

So vollkommen realistisch wirkt die von dem Lustspielautor Gary Owen konzipierte Handlung nicht: Dass eine frisch verliebte Frau ihren Ex beim Abservier-Gespräch darum bittet dem neu entstandenen fremden Glück seinen Segen zu geben und bei der auch schon geplanten Hochzeit auch noch als Trauzeuge zu fungieren erscheint unwahrscheinlicher als ein Sechser im Lotto und natürlich auch viel unerfreulicher. Doch besitzt dieses Ansinnen etwas komisch Bizarres. Und aus grotesken Situationen bezieht auch das ganze Stück seinen Witz.

Die Konstellation bietet Steilvorlagen für Bissigkeit. Bei der beziehungstechnischen Bilanz platzt der Lack ab und es hagelt kühle Kommentare wie das von Joe zu Anna: „Toll, dass du es geschafft hast so viel abzunehmen, auch wenn du jetzt älter aussiehst.“ Oder sie zu ihm: „Mein Vater konnte dich nie leiden — er hatte irgendwie einen sicheren Instinkt.“ Noch etwas drastischer geht es beim Paar Loretta und Aaron zu: Sie erscheint zum Abschied im verfrüht erworbenen Hochzeitskleid in einer Bar, um dem Treulosen dort den peinlichsten Abend seines Lebens zu bereiten. Und sie wird gar rabiat: Nachdem sie ihm bei der letzten Umarmung tückisch einen Kick in den empfindlichsten Bereich des Mannes versetzt und der Kellner ob des Wehgeschreis fragt: „Ist alles in Ordnung?“ — da antwortet sie erleichtert: „Noch nicht, aber schon etwas besser.“

Die Wurzel all des Übels im Stück ist eine Online-Partnervermittlung. Sie hatte mit Hilfe ausgiebiger Sammlung und Analyse privater digitaler Daten aus Facebook, Twitter und dem Mail-Verkehr die perfekten Partner zusammengeführt.

Und plötzlich waren die noch amtierenden Lebensgefährten abgemeldet. Man ahnt schon, dass die beiden Sitzengelassenen Joe und Loretta eine Allianz bilden und zur Revanche blasen werden. Am Ende scheint die Liebe zu siegen, wenn auch auf ungewöhnliche Weise.

Die Produktion besticht durch das teils sehr lebendige Spiel der Darsteller. Naturgemäß sind die Rollen der beiden Verlierer komödiantisch etwas dankbarer als die des Traumpaars. So bekommen Tatjana Kästel (Loretta) und Stefan Bockelmann (Joe) noch etwas mehr Beifall als Wanda Worch (Anna) und Andreas Elsholz (Aaron), der seinerseits etwas zum Unterspielen neigt. Vor allem Tatjana Kästel brilliert mit einer zugleich natürlichen wie nuancenreichen Darstellung, bei der die Witze des Textes besonders gut zünden — filmreif!

Fein besetzt ist aber auch die kleine Rolle des Kellners mit Ulrich Schmissat, der zurückhaltend und mit trockenem Humor agiert. Auch dem Team um Regisseur Thomas Weber-Schallauer gebührt Lob für handwerklich souveräne Leistungen, die für Lustspiele ja überlebenswichtig sind. Viel Applaus in der gut besuchten Premiere.

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